4/12/2017

NIEDERLÄNDISCH FÜR ANFÄNGER No.17 | Produktivitäts-Simulation





Produktivitäts-Simulation
(pʀodʊktiviˈtɛːʦzimulaˈʦi̯oːn ; Pro|duk|ti|vi|täts-Si|mu|la|ti|on)


— Typische Tätigkeit von Antonia während Vorbereitung auf Prüfungen, wichtige Abgabetermine oder vergleichende akademische Dinge. Einzige Zeit des Jahres, in der Antonia freiwillig Staubsaugt und sich gern Nägel lackiert, um wirklich wichtigen Dingen auszuweichen.




Mittwoch & Donnerstag, 05/06-04-2017 | The Procrastinator

Es gibt ja wirklich schon viele verrückte Dinge, die ich im Zuge meiner ungesunden prokrastinierenden Persönlichkeit abgezogen habe. Den legendären Ethik-Hausarbeits-Nightjob 2016 zum Beispiel, als ich in der Nacht vor dem Abgabetermin eine 27-Seitige Ethik-Hausarbeit aus dem Boden stampfte und dafür anschließend 15 Punkte einheimste. Ich bin die Person, die zwei Minuten vor ihren Vorträgen noch die Plakatüberschrift in der letzten Reihe fertigstellt und grundsätzlich damit durch kommt. Aber Donnerstag Mittag habe ich dann wahrhaftig den Vogel abgeschossen: Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so knapp ein Paper abgegeben, dass ich das Online-Hochladen während meiner fünfzehnminütigen Fahrradfahrt zur Uni über mein Handy versucht habe zu erledigen. Weiß Gott, ich muss wirklich aufhören zu prokrastinieren. Aber auf Anfang...

An meiner Universität wird sehr viel wert auf eigenes Austragen von Studien gelegt, deshalb bin ich gerade dabei nach meiner nicht-experimentellen Studie mit meiner Gruppe zusammen eine experimentelle Studie zu konzipieren. Meine Paper-Abgabe für die nicht-experimentelle Studie war Donnerstag 12:00 Uhr. Und - zu meiner Verteidigung - ich bin schon die ganze Woche ziemlich gesundheitlich angeschlagen und hatte deshalb ursprünglich mit dem Gedanken gespielt, das Paper erst zum zweiten Versuch im Sommer abzugeben und mir dieses Mal einfach zu schenken.

Spontan habe ich mich dann allerdings Mittwoch und Donnerstag doch noch zur Fertigstellung gezwungen, war natürlich wieder legendär spät dran und habe irgendwann Mittwoch Abend so hart aufgeschoben, dass ich sogar anfing Lernzettel für meine Development-Klausur zu schreiben ("Wenn du schon prokrastinierst, dann prokrastiniere wenigstens produktiv!"). Wie durch ein Wunder habe ich es dann tatsächlich noch geschafft, Paper und Co. pünktlich einzureichen und hochzuladen (wir müssen immer sowohl eine ausgedruckte Kopie einreichen, als auch eine Kopie online hochladen) und bin den restlichen Tag in einen komatösen Schlaf gefallen. 

Freitag, 07-04-2017 | Stadtbummelant 

Nach dem gestrigen Extrem-Paperschreiben habe ich heute entschieden, dass ich mir eine wohlverdiente Kaffee-Pause in der Stadt verdient habe. In meinem Fall war das dann eher eine Smoothie-Pause mit Bleistift-Herumgestocher in meinem Manuskriptblock, Gespräch mit Freundin, Kino mit Freundin, noch mal Gespräch mit Freundin und Bett.

Jetzt habe ich wahrscheinlich als so letzter Mensch der westlichen Welt auch endlich "Die Schöne und das Biest" gesehen und bin trotz anhaltendem Hype der letzten Wochen sehr positiv davon überrascht, wie schön die ganze Sache dann doch war. Das Emma Watson für diese Rolle mehr als perfekt ist, wurde ja wirklich schon genug ausdiskutiert. Aber, Heilige, ist Emma Watson für diese Rolle mehr als perfekt.

Das Einzige, was dieses Film-Highlight noch topen konnte, war a) ein kostenloser Orangensaft beim Backwerk kurz vor Ladenschluss für mich und meine Freundin und b) die geniale Erfindung von 3D-Brillen, die man an richtige Brillen klippen kann, statt zwei Brillen übereinander tragen zu müssen. Wunder der Technik, sage ich euch. Ich war selten so begeistert an einer Kinokasse. Mein Leben ist eine banale Achterbahnfahrt der Gefühle.

Erwähnenswert ist ebenfalls, dass meine Freundin und ich spontan die Entscheidung getroffen haben,  unbedingt morgen nach Amsterdam zum Shoppen fahren müssen. Irgendwie muss meine kommende Development-Klausur ja verdrängt werden. Ich berichte. Kurze Sätze. Stop. Wie beim Militär. Stop. Es ist spät, ich sollte dringend ins Bett. (Stop.)


Samstag, 08-04-2017 | (Nicht ganz so) Allein in Amsterdam

Der heutige Tag in Amsterdam war definitiv meinen routinemäßigen "Allein in Amsterdam"-Ohrwurm wert. Ich war in meinem ganzen Leben noch nie so effektiv und erfolgreich shoppen. Davon abgesehen werde ich meinem Blogger-Dasein aber wirklich nicht gerecht, weil ich ungefähr fünf Bilder geschossen habe und davon waren bestimmt drei für meine Instagram-Story und die habe ich nicht gespeichert. So viel zum Thema: "Ich brauche neue Städte-Bilder für künftige Blog-Banner, Louisa, deshalb mache ich heute immer mal ein Foto." - Nun kann man schick formuliert argumentieren, dass ich "lieber den Moment genießen wollte, statt nur durch eine Kamera zu blicken" (wie ich es meiner Freundin erklärt habe, als sie auf der Heimfahrt sagte: "Mensch, du hast heute gar keine Fotos gemacht."), aber tief drin weiß ich, dass es zu 95% die pure Faulheit war. Classic Antonia.

Natürlich ist es bei Waterstones wieder eskaliert. Ich traue mich nicht, genau nachzuzählen, wie viele Bücher ich gekauft habe (ihr wisst, es ist schlimm, wenn ihr nicht genau wisst, wie viele Bücher ihr wirklich gekauft habt). Aber drei waren ein echtes Schnäppchen. Und von einem wurde ich angefallen. Ja. Angefallen. Vielleicht habe ich auch nur eine Reihe Bücher aus dem Regal gerissen. Im Stehen. Ohne Bewegung. Und danach wie bei The Office in eine unsichtbare Kamera geschaut. Und dabei das Gesicht einer fremden Frau getroffen. Die dann einen Lachanfall hatte. Im Waterstones. Was wiederum meine persönliche Existenz-Frage aufwirft: Wieso ist mein Leben eigentlich keine Sitcom? Ich bräuchte nicht mal ein Skript, das kommt hier alles von allein.


Sonntag & Montag & Dienstag, 09/10/11-04-2017 | Kärtchenchaos

Nach meinem Tagestrip nach Amsterdam war ich tatsächlich ein durchaus vorbildlicher Student. Kurzzusammenfassung: Karteikarten wurden beschrieben, alle Werkgruppen besucht, von denen ich nicht durch exzessive Hustenanfälle abgehalten wurde (rip Statistik am Montag Nachmittag) und irgendwann zwischendurch hatte ich bestimmt auch mal meine Brain & Cognition-Zusammenfassung in der Hand. Nur so versuchsweise.

Ich bin in Anbetracht der Tatsache, dass ich die letzten Tage wirklich noch krank war und die komplette restliche Woche volle Arbeit bei "Arbeit für Klausuren aus dem Weg gehen" geleistet habe, doch ganz zufrieden - rückblickend betrachtet. Die nächsten Tage werden noch einmal lernintensiv, aber ja, ich war tatsächlich relativ beschäftigt. Des weiteren habe ich zusätzlich dazu Dienstag einen Public Speaking-Kurs begonnen und bin jetzt für die nächsten fünf Wochen ein Mal die Woche von (primär) Jura- und Politik-Studenten umzingelt.

So als Psychologie-Exot ist es aber besonders interessant, weil a) Perspektivwechsel immer sehr erfrischend sind, b) man nette Leute kennenlernt, die man sonst mit großer Wahrscheinlichkeit nicht kennengelernt hätte, und c) mein Plan zur Übernahme der Weltherrschaft wesentlich leichter umzusetzen ist, weil niemand den Underdog unter den Teilnehmern des Public Speaking Programs verdächtigt. Antonia - nur noch eine Verbesserung der Handgestikulationen (oder sollte ich besser sagen: der Handeskalationen, ich habe mich in der 11. Klasse mal bei wilden Gesten selbst im Gesicht gekratzt und wurde daraufhin über den kompletten Zeitraum von eineinhalb Stunden Latein von meiner Freundin Eve ausgelacht, die nur aufhörte, weil wir in unterschiedlichen Geschichtskursen waren) davon entfernt, die in den Niederlanden lebende Königin von Deutschland zu werden. Oder eine einsam in einer Waldhütte lebende Frau mit 20 Katzen, die permanent verrückt mit ihren Händen wedelt. Das ist noch nicht ganz raus. Ich halte euch auf dem Laufenden. Und verabschiede mich mit dem dieswöchigen Niederländisch für Anfänger-Beitrag.





Bevor ich den Post für diese Woche aber wirklich endgültig schließe, möchte sich die Mittwoch-Abend-Antonia auch noch mal ganz förmlich dafür entschuldigen, dass der Post einen Tag zu spät kommt. Ich war wirklich nicht faul, nur produktiv auf einer anderen Ebene (zumindest die letzten drei Tage über, davor wäre das eine dreiste Lüge). Ich werde nun ins Bett fallen, weil ich morgen sehr früh einen Zug nach Deutschland erwischen muss. Ostern!

Die Tagesbanner füge ich morgen auf meiner Heimfahrt ein, da ich die subtile Vermutung habe, dass ihr sonst rechtschreibliche Wochentags-Exoten wie "Motnag" und "Freitga" bestaunen könnt und mein Leben auch schon ohne die Entdeckung dessen morgen nach dem Aufstehen ironisch genug ist.

Liebst,
Antonia

2 Kommentare:

  1. Du bist absolut nicht die Letzte, die "Beauty & The Beast" gesehen hat :D Ich habe es auch erst gestern gesehen - und es war wirklich toll. Und Emma Watson - hach <3 Der Film hat den Hype wirklich verdient. Ich habe heute immer noch nen Ohrwurm von den diversen Liedern. Manchmal auch von Mashups der Lieder. Aber sie sind soooooo schön ;)

    Und Prokrationation - kenne ich so sehr. Habe lustigerweise heute Morgen einen Ted Talk von Tim Urban gesehen "Inside the mind of a master procrastinator". Ich könnte mir vorstellen, dass du dich da auch wiederfindest :)

    Viele Grüße
    Sophia

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    1. Das wurde mir im Verlauf des Wochenendes von meinen Blog-stalkenden Freunden ebenfalls versichert. Noch mal Glück gehabt, kaum auszudenken, in was für schiefe Bahnen mein Leben gefahren wäre, hätte ich diesen Pop-Kultur-Trend nicht aufgesaugt wie meinen Starbucks-Kaffee. Solang er noch heiß ist. (Spaß beiseite, es wäre natürlich gar nichts passiert.)

      Den Ted Talk muss ich mir dringend noch zu Gemüte führen. Eigentlich sollte letzte Woche ein Prostrastinations-Beitrag auf den Blog kommen, aber ich habe in letzter Zeit wieder so prokrastiniert, dass er... Nun ja, die Ironie dieses Zustands versteht sich irgendwie von selbst.

      Liebe Grüße auf jeden Fall,
      Antonia

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Danke, dass ihr durch eure Kommentare aktiv zum Training von Antonias Sprunggelenken beitragt. Sollte sie nach eurem Kommentar länger nichts posten, liegt es nahe, dass sie sich beim Rückwärts-Flick-Flack nach dem Entdecken einen Wirbel ausgerenkt hat.

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