Hallo meine Lieben!
Die prähistorischen Urinhalte des Blogs wurden ausgegraben. schnallt euch an, haltet euch fest, bringt die Kekse in Sicherheit und die obligatorischen Herbst-Teemischungen in eine aufrechte Stellung - alles andere wäre kontraproduktiv, ihr wollt euch ja schließlich nicht vollkleckern, wenn ihr gleich feststellt, dass - DIE REZENSIONEN WIEDER DA SIND! *badababadabadabaaa*
Gott, bin ich stolz, dass ich diesbezüglich endlich mal wieder zu Potte, bzw. zur Tastatur komme. Pflichtbewusst wie eh und je, habe ich gestern während unserer Busfahrt nach Leipzig dieses Panna Cotta-Praliné der aktuellen Fantasy-Literatur fertiggebracht (wer jemals eine Praline mit Panna Cotta-Geschmack verzehrt hat, versteht diesen Vergleich - mein Freund kann mir hoffentlich beipflichten) und nun bin ich mehr als bereit zu rezensieren, was das Zeug hält. Gut, lasset uns beginnen:
Der Autor
Hierbei handelt es sich um den amerikanischen Autor Brandon Sanderson. "Alcatraz und die dunkle Bibliothek" ist das erste Buch, welches ich privilegiert war zu lesen und wird sicher nicht das Letzte gewesen sein. Wir haben es hier mit einem noch relativ jungen Autor zu tun, 1975 in Nebraska geboren und einer der wahrscheinlich produktivsten Autoren, die ich jemals gesehen habe. Der gute Mann hat 20 Bücher (!!!) veröffentlicht (im Deutschen sind es ca. 26, weil manche in mehreren Teilen veröffentlicht wurden - GoT lässt grüßen). Das ist gut ein halbes Buch pro Jahr (im Englischen) - wenn man davon ausgeht, dass der Herr bereits gleich nach der Geburt mit veröffentlichen begonnen hat (man darf nicht davon ausgehen, aber wissen kann man ja schließlich nie...). Die Freundin, die mir den Autor, bzw. seine Bücher empfohlen hat (und damit meine offizielle "Du währst eine echt gute Lektorin"-Auszeichnung bekommen hat, was sie zufälliger Weise auch tatsächlich werden möchte - YEEEES!) erzählte mir, dass er während einer Flugreise einen kompletten Roman geschrieben hat. Wahnsinn. Und ich sitze seit über 3 Jahren immer noch an meinem (Aber gut Ding braucht Weil. Es sei denn man ist Branson Sanderson).
Problem bei diesen "Schnellschreiberlingen" ist ja meist, dass die Qualität der Geschichte, die Phantasie, die großartigen Ideen etc. drunter leiden - das ist hier definitiv nicht der Fall, aber auf diesen Aspekt komme ich später noch früh genug zu sprechen.
Zusammengefasst also: Ein Autor, den ich im Auge behalten werde und der die wahrscheinlich phantasievollsten Geschichten verfasst, die mir je in die Hände gefallen sind. Wirklich großartig, aber genug, jetzt geht's weiter...
Die Geschichte hinter der Geschichte
Wie ich unter "Der Autor" bereits erwähnt habe, bin ich auf und an das Buch durch eine gute Freundin mit exzellentem Geschmack gekommen. Wir teilen eine ziemliche - nennen wir es mal - Begeisterungsfähigkeit für die selben Themen. Also trafen wir uns ursprünglich zum Anschauen der 1. Staffel von Sherlock (natürlich mit Benedict Cumberbatch :3). Nun, es sie so viel gesagt: Es ist ein Glück, dass wir die Staffel eigentlich schon mitbeten können, weil vom eigentlichen Inhalt ist nicht viel bei uns beiden angekommen, weil wir eigentlich ohne Luft zu holen über Bücher diskutiert und gefangirled haben. Ich habe viel über meine Geschichten erzählt, sie viel über ihre Fanfictions, dann ging es zu diversen gesellschaftlichen Diskussionsthemen und irgendwie - wie könnte es auch anders sein - sind wir dann auch bei unseren Lieblingsbüchern und -autoren hängengeblieben.
Und welcher Name ist an diesem Abend mehr als häufig gefallen? Richtig: Brandon Sanderson. Es gibt ja nun - wie oben bereits detailliert ausgeführt - eine ganze Menge Bücher, über die man bei ihm reden kann und so wurden mir die Welten, die Brandon Sanderson uns mit seinen Geschichten geöffnet hat, alle grob zusammengefasst und erzählt, während mein einziger Gedanke war, dass ich ohne das Kennenlernen dieser Bücher leider nicht mehr erfüllt weiterleben kann.
Ein oder zwei Wochen später, haben wir uns dann mit ein paar anderen Freunden zu Guardians of the Galaxy im Kino getroffen und meine Freundin brachte mir dann den ersten Teil der Reihe mit. Gleich darauf begann ich dann mit Lesen und nach ein paar gemischten Gefühlen bin ich dann als vollkommen neuer Brandon Sanderson-Suchti gestern Abend fertig geworden. Soviel dazu, seid ihr aufgeregt, euphorisch, wollt endlich wissen, warum ich so begeistert bin? Okay, dann geht's jetzt mit dem Buch an sich weiter... (aber erst mal aus einer ästhetischen Betrachtung :D)
Das Buch (außen, Randfakten)
Wir haben es hier mit einem ziemlich Fantasy-typischen Cover zu tun. Im Vordergrund steht ein Buch, eindeutig gehighlighted, durch eine hellere Untersetzung und ein paar mysteriöse Zeichen im Hintergrund. Schrift ist okay, allein vom Cover her, hätte mich das Buch jetzt nicht überzeugt und auch die Hinterseite (eine Art eingerissene Schriftrolle mit der Beschreibung) haut mich jetzt nicht so vom Hocker. Aber gut, mein persönlicher Geschmack geht auch eigentlich in eine ganz andere Richtung. Das Cover ist trotzdem nicht das, was am passendsten gewesen währe. Beispielsweise geht es primär eigentlich gar nicht wirklich um ein Buch (okay, es wird übersetzt und Bücher/Sprachen/Schriften spielen auch wichtige Rollen, aber als zentralen Gegenstand hätte ich vielleicht lieber mysteriöse Schrift an sich, die Gläser, die eine sehr wichtige Rolle spielen, oder den Sand, nach dem die ganze Zeit gesucht wird, genommen - oder eine Mischung aus beidem, auf weißem Untergrund, das wär's gewesen, aber gut :D). Also: Eher durchschnittlich, aber man soll ja Bücher nicht nach ihrem Cover beurteilen. Und heilige Kohlrübe: Wie weit würde man fehlen, dieses Buch nur im Ansatz durchschnittlich zu nennen.
Ich musste mir das Buch ja nicht kaufen, weil Nathalie es mir liebenswerter Weise ausgeliehen hat, aber solltet ihr keinen gnädigen Besitzer des Buches zur Hand haben, seid ihr nach dem Kauf des Buches auch nicht arm (versprochen). Das Buch, was ich habe, hat 12,00 € gekostet, auf Amazon gibt es momentan (leider) nur gebrauchte Exemplare, wobei ihr da schon wesentlich günstiger (nämlich im Bereich von 6-9 € wegkommen könnt - und das ist das Buch definitiv wert!). Also: Gute Bücher, können teuer sein (und sind es auch meistens D:), hier ist das jedoch nicht der Fall. Halleluja, es gibt noch Hoffnungen für mein Erspartes!
Das Buch (innen)
Jap, jap, jap. Durch meine ganze Schwärmerei (vergessen wir jetzt erst mal meine Cover-Meckerei), seid ihr jetzt natürlich schon ziemlich vorbelastet. Ihr werdet durch diese Rezension jetzt schon ziemlich für das Buch versaut, kann man sagen. Damit meine ich übrigens, dass ihr mit zu hohen Erwartungen an das Buch rangehen könntet und dann enttäuscht seid. Aber nachdem Nathalie mir stundenlang von den Büchern vorgeschwärmt hat, kann ich nur sagen: Ich wurde definitiv nicht versaut, eher im positiven Sinne überrascht.
Die Geschichte ist unheimlich phantasievoll geschrieben, es gibt Ideen und Gedanken, Entwicklungen und Sprachspiele in dem Buch, die es einfach nur absolut großartig machen.
Wobei der Hauptheld mit dem - wundervollen - Namen Alcatraz (das mit dem "wundervollen Namen" war keine Ironie, ich finde ihn tatsächlich gut gewählt - und es kommt auch noch raus, warum er wie ein Gefängnis heißt) der ganzen Geschichte noch das gewisse Sahnehäubchen aufsetzt. Stellt ihn euch einfach so vor: Er hat ein ziemliches Talent dafür, Dinge zu beschädigen und findet an seinem 13. Geburtstag heraus, dass Bibliothekare eigentlich böse, sein Talent total großartig und seine Familie ziemlich schräg ist (die er bis dahin noch nicht kannte). Sein Großvater mit dem Talent zu spät zu kommen, kommt plötzlich um die Ecke, wirft sein ganzes Weltbild um und will ihn dazu bewegen, sein Leben für ein Säckchen mit Sand zu riskieren. Was tun dann normale Helden in normalen Fantasy-Romanen? Über dreihundert Seiten einen inneren Konflikt ausleben, sich langsam einfinden, aber vor allem erst einmal total unlogisch mitmachen, weil sie eben sonst nichts besseres zu tun haben. Was macht Alcatraz? Er knallt die Tür zu und macht sich Frühstück. Nailed it. Ich liebe diesen Charakter so sehr :'D
Letztendlich macht er dann doch mit, besticht aber das ganze Buch über mit eher unheldenhaften Eigenschaften. Da werden Küchen absichtlich abgefackelt, nach einer 3 Sekunden-Folter schon aufgegeben (okay, die Folter ist aber wirklich schlimm und diesbezüglich tut Alcatraz mir auch leid und ich kann das nachvollziehen) und wenn irgendwo eine Wand explodiert, schreit er erst einmal deftig los. Er ist eben, wie man selbst sein würde, wenn so etwas passiert. Und das macht ihn gerade so großartig. Ein bisschen bissig, sprachgewandt, menschlich, trotzdem sehr intelligent und noch ein bisschen verloren, in der für ihn vollkommen neuen Welt, in seiner eigentlich alten.
Dann gibt es noch ein paar philosophische Ausflüge, bereits erwähnte Sprachspiele, die das Herz jedes selbst schreibenden Menschen höher schlagen lassen, die besten Action-Szenen, die ich seit langem gelesen habe und ein sehr lustiger Erzählstil im Allgemeinen.
Die Welt ist nämlich eigentlich gar nicht, wie wir denken. Aber ich will nicht zu viel verraten, sonst seid ihr selbst nicht überrascht, wenn ihr euch ans Lesen macht (und das würde ich jedem wärmstens empfehlen!).
Zu erwähnen wäre aber noch, dass ich nicht durchgängig 100%ig begeistert war: Die weibliche Nebenfigur Bastille war mir persönlich zu Beginn eher unsympathisch, das hat sich aber gebessert und zum Ende hin habe ich alle ins Herz geschlossen.
Wer sollte dieses Buch lesen?
Menschen mit Liebe zur Sprache, einer Zuneigung zu außergewöhnlich guter Fantasy (also jemand der Fantasy-Bücher nicht mag, sollte dieses Buch nicht lesen, weil es wirklich sehr fantasylastig ist) und einem gesunden Sinn für Humor und ausgerwöhnliche Helden.
Das Buch ist einfach mit einer Geschichte zum lieb haben. Und bei knapp 300 Seiten auch kein abschreckend langes Werk, was gerade für etwas lesefaulere geeignet ist. Solltet ihr aber doch auf etwas längere Bücher stehen, seid ihr bei Brandon Sanderson richtig: Da werdet ihr auch in anderen Reihen mit wesentlich mehr Seiten ohne Probleme fündig.
Das Buch ist jedenfalls der Auftakt zu insgesamt 4 Teilen, die ich nun demnächst auch noch lesen werde/muss (weil toll) und ihr, solltet ihr zu oben beschriebener Leser-Gattung zählen, auch tun solltet.
Link(s)
Alcatraz und die dunkle Bibliothek bei Amazon
So, das war jetzt mal eine außergewöhnlich schnell geschriebene Rezension, aber die Euphorie treibt mich vorwärts (und ich habe ja jetzt schon etwas mehr Übung, als noch ganz zu Beginn meiner Blog-Laufbahn :D). Ich wünsche euch jedenfalls allen sehr viel Spaß mit dem Buch, sollte es jemand für sich entdecken und hoffe, dass ihr ebenfalls vor Begeisterung aus dem Schwärmen nicht mehr herauskommt.
Liebe Grüße,
Antonia