Ich bin wieder im Wohnheim gelandet, habe mich heute ewig und drei Tage mit meinen mobilen Daten (d.h. dem Internet außerhalb der WLAN-Komfortzone) herumgeärgert und sie endlich zum Laufen gebracht. Dann noch schnell ein Abendbrot für mich und meinen netten Flur-Nachbarn gezaubert, der heute sehr hilfsbereit bei Handy-Problemen war und nachdem ich heute Morgen einfach legendär verschlafen habe, bin ich endlich doch noch vor dem Laptop gelandet und tippe die heutige Frage ab. Wie gesagt. Mein tiefer Schlaf und viel zu leiser Wecker sind heute ein bisschen Schuld, dass sie später kommt. Aber sie ist da! Ich komme langsam an, demnächst läuft es hier wieder regelmäßiger und geordneter auf dem Blog.
Bis dato. Hier kommt sie. Die fünfte, also die Hälfte von zehnte Classic Confessions-Frage. Wie schnell sie nicht groß werden, die eigenen Aktionen:
(Klassisches) Lieblingsgedicht - Habt ihr eins? Wenn ja, welches?
Die Lyrik ist ja so ein bisschen das Stiefkind der Literatur. Was extrem schade ist. Gedichte sind toll. Weil sie extrem stark in der Sprache sind und meistens auch extrem stark im Inhalt. Und das auf kleinstem Raum. Wäre ein Gedicht eine Immobilie, dann wäre es wahrscheinlich eine dieser modernen, platzsparenden 30 Quadratmeterwohnungen in Tokyo, in denen man mit dem Verschieben einer Wand aus einem Bad die Küche machen kann und so weiter. (Wisst ihr, was ich meine? Bitte sagt mir, dass ich nicht die einzige Person bin, die dauerhaft Videos von solchen Wohnungen und wie praktisch sie sind auf ihrem Facebookdashboard hat. Irgendwer?) Worauf ich eigentlich hinaus will: Gedichte können sehr schick und sehr gehaltvoll sein, ohne eine unendliche Geschichte zu erzählen. Sie bringen es auf den Punkt, berühren uns und haben manchmal noch einen sehr langen Nachklang.
Gedichte sind etwas herrliches und wir reden viel zu wenig über sie. Deshalb. Für alle, die immer noch Traumata aus der Schule bekämpfen, weil sie Schillers Handschuh auswendig lernen mussten und das ganze Poesie-Ding irgendwie nie so ganz lieben und schätzen gelernt haben. Ich hoffe, wir bekommen das ein oder andere schöne Gedicht zusammen und ihr findet eigene Lieblinge, neben all denen, die euch vielleicht aufgezwungen wurden. (Wenn nicht - umso besser! Los! Gedicht-Nerds vereinigt euch!)
Es treibt dich fort von Ort zu Ort
Es treibt dich fort
Von Ort zu Ort
Du weißt nicht mal warum
Im Winde klingt ein sanftes Wort
Schaust dich verwundert um.
Die Liebe, die dahinten blieb,
Sie ruft dich sanft zurück:
Oh komm zurück, ich hab dich lieb
Du bist mein einz'ges Glück.
Doch weiter, weiter sonder Rast,
Du darfst nicht stillestehn.
Was du so sehr geliebest hast,
Sollst du nicht wieder sehn.
(Heinrich Heine)
Nun, es ist wahrscheinlich ein offenes Geheimnis, das ich Heinrich Heine und seine Werke extrem feiere, deshalb ist es jetzt nicht so die riesige Überraschung, dass ich mir gerade Heine heute ausgewählt habe. Gut. Was finde ich nun so besonders an diesem Gedicht, zumal gleich dahinter noch sehr viele andere Gedichte von Heine in der Beliebtheits-Schlange stehen.
Das Gedicht - um es ganz kurz zu machen - repräsentiert, was ich an Heine eigentlich so schätze. Es ist düster. Ja, Heine ist eigentlich mehr schwarzhumorig und sarkastisch und relativ leicht zu genießen (wenn man mal das Historische außer Acht lässt und den Fokus nur auf die Sprache und ihren Witz legt), aber von Zeit zu Zeit - auch beim Wintermärchen (Caput VII - absolutes Lieblingscaput von mir) - scheint eine extreme Gänsehaut-Düster-Stimmung durch, die Heine einfach unheimlich gut kann. Das lässt mich immer ein bisschen schaudern und dieses Gedicht hat genau das. Deshalb habe ich es heute ausgewählt. Mir fallen an dieser Stelle wirklich noch viel mehr ein, die ich auch nehmen könnte, unter anderem das wunderschöne Gedicht "Lob dem Vergänglichen" von Ārija Elksne - über das ich hier schon mal einen extra Beitrag verfasst habe -, aber Heine musste an dieser Stelle einfach sein.
Was sind eure Lieblinge? Ich freu mich über alle neuen Gedichte, die ich bei euch entdecken kann und auf ein bisschen mehr Lyrik hier. Wie bereits erwähnt: Ich spreche viel zu selten über Gedichte, wenn man bedenkt, wie sehr ich sie schätze.
Lass euch aber erst mal ganz liebe (etwas verspätete) Grüße da. Ich bin spätestens am Freitag wieder mit einer neuen Runde von Wölkchens Freitags Fragen mit von der Partie.
Alles Liebe,
Antonia
Über die Aktion
- jeden Mittwoch poste ich eine Classic-Confessions-Frage
- diese müsst ihr in einem eigenen Post beantworten und meinen Blog darin verlinken
- dann müsst ihr die URL als Link unter meinem Post teilen
- fertig, euer Name ist in den Lostopf gewandert!
Ihr habt bis zum folgenden Dienstag 23:59 Uhr Zeit, die wöchentliche Frage zu beantworten. Danach seid ihr natürlich immer noch gern dazu eingeladen, könnt aber nicht mehr verlinken und werdet nicht mehr gezählt.
Solltet ihr mal eine Woche ausgesetzt haben, ist das nicht schlimm. Ihr wandert so oft in den Lostopf, wie ihr teilgenommen habt - durch regelmäßiges Teilnehmen erhöht sich lediglich eure Chance auf den Gewinn.
Das Banner darf natürlich gern kopiert werden :)
Die komplette Vorstellung findet ihr hier und weitere Fragen beantworte ich natürlich gern in den Kommentaren.
Die Teilnehmer
Link da lassen und in den Lostopf wandern. So einfach kann das Leben sein. Viel Spaß mit den Fragen und beim Erkunden der Antworten von anderen Teilnehmern!
1. Let 'Em Eat Books
2. Claudia
3. poesielos
4. Ingrid
5. Zauberfees Büchergrotte
6. 365tageasatzaday
7. Andrea
8. An
9. Moony
10. Svenja
11. Skylife
Nach Ablauf der Teilnahme am Gewinnspiel veröffentlichte Posts:
12. Leben_in_den_Seiten