9/22/2015

Wenn man EIN MAL nicht vorbestellt... ["Was die Spiegel wissen"]

Ein Glück gibt es Blogger! Nein, wirklich. Ein Glück. Was würde ich nur ohne Rezensionen von Leuten geben, die offensichtlich in der Lage sind, ihre Vorbestellungen von Büchern besser zu organisieren? Ich würde wahrscheinlich unschuldig und unwissend irgendwann an einem Buchladen vorbeilaufen, Bücher sehen, auf die ich schon gefühlt zwei Jahre gewartet habe und deren Erscheinen sich darüber irgendwie verwaschen hat, und daraufhin einen Freuden-Kreislaufkollaps bekommen. (Da mein Kreislauf nun wirklich nicht das gelbe vom medizinischen Ei ist, würde ich das - um ehrlich zu sein - wahrscheinlich sogar schaffen.)
Aber zurück zum Anfang...

Wer mich/diesen Blog schon ein bisschen länger verfolgt [Stalking ist wirklich nicht lustig, aber auf dieser Plattform dürft ihr es ganz offiziell - oder nicht, wie auch immer ihr euch wohler fühlt.], weiß, dass ich nach einem anfänglich holprigen Start doch noch warm mit Maggie Stiefvater, beziehungsweise ihrer "Raven Boys"-Reihe (ich habe keine Ahnung, ob es für diese Reihe auch eine deutsche Sammelbezeichnung gibt), geworden bin. In meinen letzten Herbstferien hatte ich für zwei Wochen eine richtig miese Grippe (Weil... Wer braucht schon Erholung, wenn er krank sein kann? Ich jedenfalls nicht. Obviously.) und habe mich durch viele durchwachte Nächte aufgrund chronisch verstopfter Atemwege mit dem 2. Band der Reihe (dessen Rezension ihr hier übrigens lesen könnt) (und hier die vom ersten Teil, wenn ihr schon mal dabei seid) gelesen. Oh ja, party hard - ich verstehe es wirklich, richtig fetzige Sachen zu machen. Allein an dem Wort "fetzig" kann man übrigens erkennen, dass das eine dreiste Lüge ist.

Jedenfalls warte ich also seit den letzten Herbstferien auf den dritten Teil der Reihe. Und nachdem ich heute wie ein tollwütiger Schlumpf gearbeitet habe (Ja, ich weiß, dieser Vergleich macht überhaupt keinen Sinn - wie sehen tollwütige Schlümpfe eigentlich aus? Ich sollte ins Bett gehen...) und mich belohnen wollte, gehe ich also ohne eine Vorahnung auf meine blogger-Seite, schaue mir die Posts der Leute an, denen ich folge (und die wahrscheinlich wesentlich besseres Zeitmanagement als ich besitzen, weil sie irgendwie nebenbei noch erfolgreiche Blogs führen können) und was fällt mir da ins Auge? Eine Rezension zu "Was die Spiegel wissen". Dem dritten Teil. Dieser Reihe. Eine verdammte Rezension. Ehrlich - wie schafft man das? (Das Buch kam gestern raus, wie ich eben erfahren habe...)

Wie ihr euch sicher vorstellen könnt, war ich mehr als positiv überrascht. Die Unterschreibung "positiv überrascht" ist dabei die Untertreibung der Woche. Es hat wirklich nicht mehr viel gefehlt und ich wäre vor Freude in Tränen ausgebrochen. (Was bei mir nicht viel heißen muss, da ich nah ans Wasser gebaut bin, aber trotzdem!) - Das Leben kann doch manchmal echt schön sein. Genau im richtigen Moment, wenn man es wirklich braucht. 

Das Buch habe ich jetzt bei Amazon bestellt und merke mir zukünftig als Faustregel: Bücher vorbestellen, ganz wichtig. Dann säße ich nämlich jetzt im Bett und würde das Buch verschlingen und Ronan fangirlen, statt einen Blogpost darüber zu schreiben, dass ich lieber vorbestellen sollte, weil ich Buchveröffentlichungen sonst vergesse. Oh ja, der ewige Kreis. Aber anderseits ist Schlaf auch was Feines. Nun gut, ich verabschiede mich dann mal endgültig, versuche die letzten zwei Wochen Schule vor den Herbstferien zu überleben und lege mich ab morgen auf die Lauer, weil ich demnächst ein Päckchen von Amazon bekomme. 
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9/12/2015

[writerslife] "Bisherige literarische Aktivitäten" - Oh wie schön sind Schreibwettbewerbe

Ich bin kein reger Teilnehmer an Schreibwettbewerben. Das ist jetzt das offizielle Bekenntnis des Tages. Man darf es rahmen und diskutieren, wenn man das Bedürfnis dazu hat. Ich bin wirklich alles andere als, ob man es sich vorstellen kann oder nicht, der Typ von Mensch, der gern mit seinen geschriebenen Sachen an die Öffentlichkeit geht und sich dann in seiner Altersklasse beurteilen und platzieren lässt. So etwas macht mich nervös und ich glaube, ich bin nicht die einzige Person, der es da so geht.

Doch wie das halt so ist, wenn man jung ist: Was wäre das Leben ohne Spontanität? Man erinnere sich an einen meiner letzten Posts mit dem poetischen Titel "[Artikel] Michael Buchinger - mein August-Lebensretter ODER: ich hasse Spontanität" und ich schwöre, dass ich da nicht gelogen habe. Aber manchmal überkommt es auch mich einfach. Man kann sich das in etwa so vorstellen, als würden zwei kleine Männchen in meinem Kopf wohnen, von denen das eine permanent positiv durch die Gegend hüpft und "Das Leben ist schöööööööön!" schreit und spontane Sachen machen will und das andere versucht, es mit Isolierband an einen Stuhl zu fesseln und hälftig sarkastische, hälftig tiefgründige Dinge von sich gibt. 

Letztens hat das Euphoriebündel von den beiden wieder Ausgang bekommen, weil sie beide entschieden haben, dass es mal wieder Zeit für eine Wendung wird: Ich habe im Sommer/Herbst bisher an zwei Schreibwettbewerben teilgenommen [und stalke seitdem unseren Briefkasten und mein E-Mail-Postfach, weil ich auf die Bekanntgabe der Ausgangs warte]. Beim ersten wurde zusätzlich zum Text einfach nur ein Formular ausgefüllt, in dem ich einfach nur einen Strich bei bisher erfolgreichen Wettbewerben machen musste. Das zieht vielleicht ein bisschen in der Brust, weil man sich denkt "Oh man, ich bin sicher, für andere reicht die eine Zeile nicht mal, die man da zum Angeben der Wettbewerbe hat.", aber alles noch im machbaren Rahmen. 

Beim zweiten Schreibwettbewerb gab es allerdings kein Formular, sondern man musste selbst eine kurze Zusammenstellung von Lebensdaten und "bisherigen literarischen Aktivitäten" verfassen. Ich hatte nicht mehr viel Zeit, weil ich zu spät von dem Wettbewerb erfahren hatte, und deshalb musste die Bewerbung relativ zügig raus. Da saß ich also vier Tage vor dem Einsendeschluss spät Abends vor meinem Laptop und starrte weltmeisterlich ein leeres Computerdokument an. Es ist wirklich viel leichter einfach nur einen Strich zu machen, als es selbst zu formulieren. Wirklich. 

Ich hatte bisher noch keine literarischen Aktivitäten.

Hätte ich schreiben können, hätte mir ein schlechtes Gefühl gegeben. Also mache ich, was ich immer mache, wenn ich Löcher durch Wände starre und verzweifle: Ich stelle mir eine lustigere Version des Moments vor und versuche einen Weg zu finden, dort hinzukommen. Und ich schicke meiner besten Freundin eine Sprachnachricht. Was auch sonst. 
Also nehme ich mein Handy, drücke bei WhatsApp auf dieses kleine, altmodische Mikrophon und sage ihr, dass ich an dem Wettbewerb teilnehmen will und gerade wirklich an dem "bisherige literarische Aktivitäten"-Punk verzweifle. Und die Stimme der kleinen sarkastischen Person in meinem Kopf sagt: "Was soll ich denn da bitte angeben? Ich schreibe seit Jahren erfolgreich Einkaufslisten und Seiten in Schulheftern? Und ab und an einen netten Aufsatz?" Was ich zurück bekomme sind exakt 62 Lach-Wein-Emojis (Ja, ich hab nachgezählt) und dann "Bitte schreib das, exakt so, weil Humor für die Welt #HumorfürdieWelt", also komme ich wirklich ins Grübeln. Die Stimmung geht langsam von "So was wäre lustig, aber ich würde das nie machen" in "So was wäre lustig..." über. Es folgt noch eine Sprachnachricht von Seiten meiner Freundin, in der ihr Stiefvater mir vorschlägt, ich solle doch schreiben, dass ich ein grönländischer Flüchtling bin und Analphabetin und aus lauter Verzweiflung Essays schreibe. 

Ihr dürft drei Mal raten, was ich also gegen 23 Uhr am Donnerstag Abend nach einem sehr langen, sehr leeren Dokument gemacht habe. Richtig. Alles, aber kein "Ich hatte bisher noch keine literarischen Aktivitäten." - es folgte also eine Aufzählung meiner "literarischen" Aktivitäten und eine kurze Erklärung darunter. Eingestiegen mit einem Teil, in dem ich erkläre, dass mir von mehreren wahlberechtigten Personen geraten wurde zu schreiben, ich sei ein Flüchtling aus Grönland und Analphabetin und aufgrund dessen Verfasserin von Verzweiflungs-Essays. Und Einkaufslisten. Ich spare euch den ganzen Text und lasse euch einen einzelnen Satz da, der eigentlich auf den Punkt bringt, was ich mit dieser Aktion ausdrücken und auch euch sagen will: 

"[Nun] Ich sitze [ich] also seit ungefähr einer Stunde hier und zerbreche mir den Kopf darüber, wie ich ausdrücken soll, dass mein ganzes Leben eine literarische Aktivität ist, ohne eine bemerkenswerte dokumentierte literarische Aktivität zu enthalten."

Nur, weil man Dinge nicht dokumentieren kann, heißt es nicht, sie sind unwichtig. Nur weil wir uns keine Medaillen in den Schrank stellen, heißt es nicht, wir sind keine Gewinner unserer eigenen Erfahrungen. Beim Schreiben, bei Leidenschaft allgemein, geht es darum, ehrlich zu sein, vor allem zu sich selbst. Und ich bin ehrlich zu mir, wenn ich sage, dass ich für das, was ich Schreibe, wirklich lebe. Ob ich es nun bisher schon in Wettbewerben geteilt habe oder nicht. 

Ich weiß nicht, was euch Löcher in Wände starren lässt. Ich habe wirklich keine Ahnung. Aber von Zeit zu Zeit ist es doch ganz gut sich daran zu erinnern, dass man nicht allein damit ist. Und das jeder Mal als leeres Blatt angefangen hat und keiner mit einer ausgefeilten, toll aussehenden Biografie geboren wird - sondern sie selbst schafft.

Also: Kopf hoch, wenn ihr einen schlechten Tag hattet und euch das Gefühl, ihr seid nicht so toll und erfolgreich, wie andere, die Luft zum Atmen raubt. Sowohl der Pessimist als auch der Optimist in mir sind sich einig, dass Leben eine Entwicklung und kein Produkt ist. Und wenn ihr euch selbst treu bleibt und die Dinge versucht nicht so ernst zu nehmen, dann kommt ihr auch vorwärts.



Alles Liebe,
eure grönländische Analphabetin und Essay-Verzweiflungstäterin Antonia



P.S.: Ich habe weiterhin geschrieben, dass die einzig wichtige literarische Aktivität für mich ist, dass ich von Zeit zu Zeit Leute zum Schmunzeln bringe, mit dem, was ich da so praktiziere.
Ich bekam einige Tage später eine E-Mail von der Frau, die die Einsendungen des Wettbewerbes verwaltet, und sie schrieb mir, dass sie diese Lebensdaten sehr erfrischend fand und sicher noch eine Weile schmunzeln muss. Ich musste auch sehr schmunzeln. Situation gerettet, würde ich sagen.



letzter Post: [Artikel] Zugfahrt mit ohne Hindernissen (Flüchtling-Sein und Nicht-Flüchtling sein auf den Punkt gebracht)

letztes [writerslife] [writerslife] Ich bin nicht verrückt, was ich google macht Sinn.

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9/01/2015

[Artikel] Zugfahrt mit ohne Hindernissen (Flüchtling-Sein und Nicht-Flüchtling-Sein auf den Punkt gebracht)

shitty german in klausenburg



Ich bin sonst wirklich nicht der Mensch, der permanent das Bedürfnis verspürt, über Artikel zu bloggen - ich schwöre! Und ich bin auch eigentlich wirklich, wirklich, wirklich nicht der Mensch, der gern "Werbung" für Bekannte macht - ich schwöre erneut! Und ich weiß nicht, woran es liegt, aber irgendjemand muss eine dicke Portion literarisches Geschick ins Grundwasser gekippt haben. Ich bin begeistert, was soll man machen? Und es wäre eine Schande, euch diesen wunderbaren Artikel/eigentlich Blogeintrag vorzuenthalten. Also: Kamera ab, Klappe klapp oder was man aus dem Film-Jargon sonst noch so in anderen Themenbereichen verwendet, um eine Überleitung zu schaffen.

Der Blogger, der diesen Beitrag geschrieben hat, ist ein Freund einer Freundin von mir und wir standen, bevor er für eine Zeit nach Rumänien gehen und einen Freiwilligendienst leisten wollte, ab und an in Facebook-Kontakt miteinander. Das ist auch der Grund, warum ich mich damals entschieden habe, seinen Blog zu abonnieren und ab und an mal reinzulesen. Denn das Schöne an reiselustigen Freunden ist doch, dass du sie gleichzeitig im Auge behalten und diese "Ach, das macht er/sie gerade, ist ja interessant"-Momente haben und wirklich aus erster Hand etwas über ein Land lernen kannst, zu dem du zuvor überhaupt keinen Bezug besaßt. Und er ist auch ein sehr passabler Schreiber, also sprachlich an sich schon durchaus lesenswert. 

Da saß ich also jetzt seit mehr als einem Jahr, es flatterten ab und an Benachrichtigungen mit Blogeintrag-Erinnerungen in mein E-Mail-Postfach und hin und wieder habe ich wohl auch ein paar kleine Dinge über Rumänien erfahren, die mich teilweise immer noch beschäftigen. 
Die Art, wie auf seinem Blog über dieses Land und seine Erfahrungen berichtet wird ist - und das sage ich nicht nur, weil er auch privat ein großartiger Mensch ist - fesselnd. Ich habe sicher nur einen Bruchteil der vielen Einträge gelesen, aber wenn, dann ist immer ein gewisses Gefühl hängen geblieben. Irgendein Gedanke, eine Emotion, über die man manchmal noch Wochen später stolpert, wenn man den Geist streifen lässt. 

Er ist grade wieder nach Deutschland zurückgekehrt und hat das Erlebnis "Zufahrt von Klausenburg nach Erfurt" niedergeschrieben, ich war interessiert, ich habe es gelesen und ich wurde von der Treffsicherheit und der Tiefe überrascht, mit der er auf die Flüchtlingsthematik eingeht, die Deutschland momentan spaltet. Er macht die Dinge nicht kleiner und nicht größer, als sie sind, sondern lässt die Gedanken essayistisch vorbeirauschen. Man hat das Gefühl, man säße mit ihm im Zug und würde diese Dinge sehen, erleben und erdenken. Ich bin schwer beeindruckt und muss ehrlich sagen, dass ich diesen Beitrag zur Debatte bisher mit am meisten schätze. Ich kann nicht mal beschreiben, wie toll ich seine Auseinandersetzung mit der Thematik finde. Große Worte, ohne große Worte zu schwingen. Wirklich, ich kann es nicht beschreiben, ihr solltet es lesen.



Alle lieben Grüße,
Antonia



Blog: shitty german in klausenburg

Der letzte Artikel-Kommentar [Artikel] Michael Buchinger - mein August-Lebensretter ODER: ich hasse Spontanität
[Gedankenschnipsel] zur Flüchtlingsthematik [Gedankenschnipsel] Verrückte Karotte, diese Welt

Der letzte Post Montagsfrage: Wie sieht deine perfekte Strandlektüre aus?
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