(Mir ist gerade bewusst geworden, dass es bereits Dienstag ist und ich somit einen Tag zu spät mit der Montagsfrage. Ferien bringen meine Wochentage echt aus dem Konzept.)
Ja, es geschehen noch Zeichen und Wunder. Wie durch Zauberhand habe ich die Paperabgabe (Ich habe keine Worte dafür, wie sehr ich bei Papern immer prokrastiniere — das letzte beinhaltet ein Robbie Williams-Konzert am Vortag, einen oder zwei Nervenzusammenbrüche und eine am Abend davor begonnene Literaturrecherche. Es ist mir ein Rätsel, warum ich das bildungstechnische Vorbild mancher Menschen bin.) überlebt. Und bin nach dem Besuch meiner kleinen Cousine in den Niederlanden, dem Besuch meiner Wenigkeit in Paris (Es kommt die Woche noch ein Beitrag über Paris, aber ich fahre heute weiter nach London und mir wurde mehr oder weniger sacht verboten einen Laptop mitzunehmen, an dem ich arbeiten kann, deshalb wird das vor Samstag Morgen nichts.) und meiner anschließenden Woche Lesen/Traurige Liebesgedichte über Fernbeziehungen schreiben/Versuchen wieder mit meinen beleidigten Katzen zu kuscheln wieder zurück im Bloggerleben.
Die letzten paar Monate, in denen ich mich nicht gemeldet habe, lassen sich wie folgt zusammenfassen: Ich habe mein Studium bestanden. Es war anstrengend. Ich habe ungefähr zehn Jahre meines Lebens verloren, bei dem Stress, den ich damit hatte. Unter anderem deshalb dachte ich, ich steige heute mit etwas leichtem ein und siehe da, mir wurde ein Thema geschenkt, das besser nicht hätte sein können. Ohne viele Umschweife deshalb: Buchfresserchens Montagsfrage. (Oh, es ist gut wieder zurück zu sein.)
Welche Erfahrungen habt ihr mit Gay Romance gemacht? Was reizt euch daran, was stößt euch ab? Habt ihr Lesetipps?
Es ist bereits das zweite Mal, dass ich diese Frage lese und mir kommen bereits zum zweiten Mal die Tränen. Zum einen, weil step aside, der Meister der nicht-heterosexuellen Literatur ist da und zum anderen, weil ich über dieses Thema — wortwörtlich — Romane schreiben könnte (jeder einzelne meiner Freunde, der mit meinem Buch bekannt ist, lacht hoffentlich jetzt herzlich) und irgend ein Genie — ich, ich habe die Karten gebucht — die Idee hatte, dass es eine gute Sache wäre, einen Zug nach London auf halb 8 zu buchen und einen Beitrag und eine ausführliche Nachricht bis zum Morgen vorher aufzuschieben (Wieso bin ich so?). Denn was kann schon für ein Thema kommen, über das du eine unheimlich spezifizierte Meinung hast, Antonia?
Ich möchte zuerst meine eigenen Erfahrungen mit Gay Romance zum besten geben: Die da wären vor allem Fanfiction und ein kleines bisschen Anime und Manga-Krams. Dazu sollte ich allerdings sagen: Ich verbringe definitiv viel zu viel Zeit mit dem Lesen von Fanfictions, bei denen schwule Paare eine Norm sind, aber die romantische/sexuelle Komponente daran fand ich persönlich immer okay, aber nie das Wichtigste. (Ich bin nicht so der Romantiker, auch wenn ich tatsächlich überraschend viele Liebesgedichte in letzter Zeit geschrieben habe. Beziehungen sind was Tolles.)
Die Darstellung von nicht-heterosexuellen Beziehungen in Prosa wiederum ist etwas, das ist selbst gar nicht so viel lese. Und dafür gibt es einen einzelnen Grund: Es gibt nicht sonderlich viel Darstellung von normalen, nicht-heterosexuellen Beziehungen in Prosa (im Gegensatz zu nicht-heterosexuellen Paaren in Fanfictions). Und wenn es die Darstellung gibt, dann zumeist in Literatur der letzten zehn Jahre. Und das stört mich enorm. Ich habe schon mehrere Bücher gelesen, die sich mit dem Thema der Homosexualität teilweise auseinandersetzen, und besonders empfehlen kann ich in diesem Zusammenhang die Percy Jackson-Bücher und Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums. Aber das Thema der offenen Homosexualität in Büchern ist eines, das sich in den Main-Stream-Büchern/Medien im Allgemeinen erst in jüngster Zeit wirklich entwickelt hat. Und selbst bei der Darstellung, gibt es noch Probleme (abgesehen davon, dass wir zu wenig davon haben).
Das Hauptproblem ist, dass bei Gay Romance eben nicht nur Romance im Vordergrund steht, sondern eben auch das Gay. Und das zweite ist, dass gleich danach Romance im Vordergrund steht. Was, denkt sich jetzt vielleicht der ein oder andere Leser, ist nun eigentlich genau mein Problem? Was, wenn nicht Gay Romance, soll den nun bei Gay Romance im Vordergrund stehen? Und aha, denkt sich jetzt der aufmerksame Leser, Antonia hat ein Problem mit dem Begriff Gay Romance. Und ja, genau so ist es. Ich mag den Begriff Gay Romance überhaupt nicht, weil Geschichten mit homosexuellen Charakteren eben oft (nicht grundsätzlich, aber oft) darauf reduziert werden — auf die Beziehung und auf die Sexualität. Gebt mir einen homosexuellen Hauptcharakter einer Fantasy-Buchreihe, gottverdammt! Eine asexuelle Detektivin! Ein pansexuellen Sternekoch, der in der Hierarchie der Küche ums Überleben kämpfen muss (das ist sehr spezifisch, aber trotzdem)!
Ich war noch nie ein großer Fan vom Romance-Genre (das ist aber mehr persönliche Präferenz) und die Tatsache, dass Gay Romance überhaupt eine Abspaltung ist und nicht einfach das gottverdammt selbe, stört mich an sich schon. Aber dass Homosexualität in Büchern eben immer noch diesen Er/Sie ist schwul/lesbisch, also muss die Liebesgeschichte im Vordergrund stehen-Beigeschmack hat, stört mich noch viel mehr. Natürlich habe ich kein Problem damit, wenn jemand eine Liebesgeschichte über einen schwulen oder bisexuellen oder pansexuellen oder sonst-wie-anders-sexuellen Charakter verfasst. Aber wieso tut sich die Buchwelt manchmal immer noch so schwer, die sexuelle Vielfalt mit ihrer Normalität zu zelebrieren? Wenn ich meinen Hauptcharakter im Buch beschreibe, dann kommen ausführliche Familiengeschichten und verrückte Eigenschaften und Eigenarten und Fähigkeiten und Ängste und Hoffnungen und Träume und irgendwann ganz am Ende erst eine Randbemerkung über die Sexualität — das handhabe ich gleich mit jedem anderen hetero- oder nicht-heterosexuellen Charakter. Weil es so viele Geschichten über die Vielfalt von heterosexuellen Hauptcharakteren gibt und allem daneben meist nur der Nebencharakter und/oder die Liebesgeschichte bleibt. Wir würden doch nie sagen: "Der heterosexuelle Zauberer Harry Potter." — wieso sollten wir denn die Sexualität vor die eigentliche Essenz der Geschichte setzen? Richtig.
Ich könnte wirklich noch Stunden über Stunden Abhandlungen über die Wichtigkeit von sexueller Vielfalt in der Literatur und vor allem einem normalen Umgang damit schreiben. Aber ich glaube, damit ist es ganz gut auf den Punkt gebracht. Welche Erfahrungen habe ich also mit Gay Romance? Mit dem Genre an sich nicht sonderlich viele, mit Literatur, die nicht-heterosexuelle Menschen beinhaltet schon mehr. Was reizt mich, was stößt mich ab? Mich reizt an Romance nicht wirklich etwas, an Literatur mit nicht-heterosexuellen Menschen dafür viel. Vor allem die vielen Schritte, die wir schon auf die Normalität dessen hingegangen sind. Abstoßen tut mich allerhöchstens die Umsetzung, die sich eben bei nicht-heterosexueller Darstellung oft ausschließlich auf die Romantik bezieht und nicht weiter schaut. (Ernsthaft, Rick Riordan ist da wirklich ein absoluter Visionär — wen das genauso stört wie mich, der sollte anfangen, Percy Jackson zu lesen.) Und persönliche Lesetips habe ich bei Gay Romance nicht wirklich (es sei denn man will Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums irgendwie in dieses Genre zählen), ansonsten kann ich aber wärmstens die Percy Jackson-Reihe und vor allem die Nachfolger (Helden des Olymp ist ein Geschenk des Himmels) empfehlen.
Damit verabschiede ich mich nun erst einmal in Richtung Küche (weil Kaffee) und Bahnhof (weil Zug). Ich wünsche allen einen guten Start in die Woche, hoffe, dass die deutsche Bahn heute keinen Stress macht, und melde mich dann (hoffentlich) Samstag mit meinem Bookish Paris-Post.
Beste Grüße und schreibt mehr Literatur mit nicht-heterosexuellen (Haupt-)Charakteren!
— Antonia
— Antonia
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Danke, dass ihr durch eure Kommentare aktiv zum Training von Antonias Sprunggelenken beitragt. Sollte sie nach eurem Kommentar länger nichts posten, liegt es nahe, dass sie sich beim Rückwärts-Flick-Flack nach dem Entdecken einen Wirbel ausgerenkt hat.