Neun Stunden Schule überlebt. Nach Hause geschleift. Sehr spätes Mittagessen gehabt. Ins Bett gekrochen. In meinem momentanen Lieblingsonlinebuchshop (was für ein Wort) herumgehangen. Reine Recherche, ich möchte nämlich Ende der Woche eine Shopreview schreiben. Bestellung getätigt. Ebenfalls reine Recherche. Reine Recherche. Und sehr notwendig, weil ich noch ein Abschiedsgeschenk für meinen Nachhilfeschüler brauche. Also: die praktische Notwendigkeit hat mich sozusagen gezwungen Bücher zu kaufen. Da kann man nun wirklich nicht viel dagegen machen. Nein, wirklich nicht.
Nachdem diese Frage nun geklärt ist und bevor mein Kopf platzt oder ich einschlafe (oder beides auf einmal - das wäre natürlich besonders unglücklich, so als finaler Zustand am Montag), beantworte ich noch ganz schnell die Montagsfrage. Wobei schnell relativ und nach längerer Überlegung der Kopf-Platz-Zustand noch nicht ganz so prekär ist. Man kann aber nicht leugnen, dass ich langsam komisch werde. Immerhin habe ich die letzten drei Zeilen damit verbracht, über die Möglichkeit eines geplatzten Kopfes zu sinnieren. Schieben wir es auf die neun Stunden Unterricht.
Was haltet ihr von Büchern, die auf Filmen basieren, also erst nach dem Film geschrieben worden sind?
Das ist eine sehr, sehr gemeine Frage für Bücherliebhaber. Wird einem ja immer unterstellt, man wäre einer dieser "Das Buch ist immer besser"-Menschen. Vollkommener Blödsinn, vor allem, wenn man das über reine Buchverfilmungen hinaus auffasst. Ich habe das Gefühl, dass Buchliebhabern unterstellt wird (manchmal auch zu recht), sie würden fanatisch nur Bücher mögen und alles, was über den Standpunkt Gutenberg hinausgeht (also Filme oder schlag-mich-tot E-Books) bis zum Äußersten verteufeln. Ich gehöre glücklicherweise nicht zu dieser Spezies der Buchliebhaber. Dinge sind gut oder sie sind schlecht, egal, welchem Medium sie folgen oder - wie im Falle dieser Frage - welcher Chronologie. Ob die Geschichte nun erst szenisch umgesetzt und dann geschrieben oder erst geschrieben und dann szenisch umgesetzt wurde ist mir eigentlich egal. Solang sie eben gut ist. (Davon abgesehen, dass jedem Film ein geschriebenes Drehbuch vorausgeht, nur mal am Rande.)
Ob Geschichten tendenziell besser sind, wenn sie erst als Buch erschienen und daraufhin verfilmt wurden oder erst verfilmt wurden und dann - ein Schelm, wer da an die reine Profitgeilheit mancher Filmfirmen denkt - als Buch erschienen sind, steht auf einem anderen Blatt. Aber ich kann tendenziell nicht sagen, dass ich etwas gegen Bücher habe, die auf Filmen basieren, da das - seien wir mal ehrlich - sehr wage ist. Fast als ob man fragt, ob ich was gegen Bücher habe, die auf einem Lied basieren: "Geht da nicht die Literatur verloren, bei der ganzen Musik?" - die wenigsten würden diese Frage tatsächlich mit "Ja" beantworten. Als ob es irgendjemanden angreifen würde, wäre sein Lieblingsbuch aus einer Lied-Inspiration heraus entstanden. Wieso wir bei Filmen ein so viel angespannteres Verhältnis haben, schiebe ich einfach auf dieses Trashy-Gefühl, was dem Fernsehen anlastet.
Und darauf - und hier ist die eigentliche Gemeinheit dieser Argumentation -, dass Lieder viel weniger Stoff bieten als ein ganzer Film. Man kann eine Inspiration von Film und Lied für ein Buch eigentlich gar nicht richtig miteinander vergleichen (und wieso ich Schelm das trotzdem kann, zeige ich im Fazit): Filme lassen sich nacherzählen, Lieder nicht. Oder es wird eine sehr, sehr kurze Geschichte. Der Punkt ist: Das eigentliche Problem und warum ich glaube, dass viele die heutige Montagsfrage mit einem "dagegen" beantworten werden, ist, was wir mit auf Filmen basierenden Büchern verbinden: Schlechte Qualität der Literatur, weil es einfach viel einfacher ist, in ein Drehbuch ein paar Zwischensätze einzufügen und das dann als "Buch zum Film" zu verkaufen.
Ich kenne persönlich kein Buch, das auf Filmen basiert, beziehungsweise ich habe nie bewusst eins gelesen. Allerdings lese ich Fanfiction und wäre es nicht so irre teuer, hätte ich mir schon längst eine Han Solo-Geschichte aus den 80ern (?) zugelegt. Also: Bücher, die über den Film hinaus erzählen sind sicher als Fan einen Lesenachmittag wert, Bücher die nur nachplappern, müssen dann wenigstens eine sehr gute Geschichte nachplappern (siehe "P.S."). Wahrscheinlich ist die Formel nicht ganz so einfach, wie ich das jetzt zusammengefasst habe, aber neun Stunden und platzender Kopf - ihr versteht.
Doch bevor ich mich verabschiede: Ich möchte klarstellen - das ist das Fazit -, dass ich die Frage immer noch gemein finde. Nicht, weil der Fragesteller ein übler Schuft ist (ich kenne ja den Fragesteller gar nicht), sondern weil die Frage bestimmte Medien vor andere Medien stellt und mir der Gedanke nicht gefällt. Tatsache ist nämlich: Letztendlich geht es doch um die Idee. Und ob eine Idee für ein Buch von einem Sonntagsspaziergang kommt oder von einem Film oder von einem Lied, ist doch eigentlich egal. Gut ist gut. Punkt. Fertig. Aus.
Alles Liebe,
Antonia
P.S.: Und davon mal abgesehen... Wie viele loben denn bitte den literarischen Wert von "Faust" oder irgendwelchen Shakespeare-Sachen. Jeder Englischlehrer würde dich wahrscheinlich mit einer Shakespeare-Biografie erschlagen, würde man behaupten, diese Stücke wären minderwertige Literatur. Ich habe übrigens bewusst "Stücke" geschrieben, denn genau das sind es: Stücke. Theaterstücke. Vorläufer von Serien und Filmen, wenn ihr versteht, welchen Bogen ich hier spannen will. Wo wir gerade von Büchern reden, die praktisch nur als "Beiprodukt" zum Film/Theaterstück entstanden sind. Die bedeutendsten Werke, die man in der Schule liest, sind nun mal genau das: Geschichten, die ohne das Stück dazu nie entstanden wären.
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Danke, dass ihr durch eure Kommentare aktiv zum Training von Antonias Sprunggelenken beitragt. Sollte sie nach eurem Kommentar länger nichts posten, liegt es nahe, dass sie sich beim Rückwärts-Flick-Flack nach dem Entdecken einen Wirbel ausgerenkt hat.