Hallo meine Lieben!
Nehmt euch eine Reiswaffel und einen mit Agavendicksaft gesüßten Ingwertee und haltet euch an den fairgehandelten Baumwoll-Stuhlüberziehern fest. Nach vermehrtem Auftreten von Classic Confessions-Fragen und Niederländisch für Anfänger-Posts geht es heute nämlich mal um ein ganz anderes Thema. Ihr müsst jetzt ganz stark sein und eventuell zur Bio-Möhre greifen, damit ihr an der knabbern könnt und nicht an euren Fingernägeln, denn Leute: Wir müssen mal über die Umwelt reden. So. Und bevor ich jetzt gezwungen bin euch mit Homöopathischen Globuli-Gläsern zu attackieren und anschließend mit veganen Seilen an ebenfalls vegane Holzstühle zu binden (gibt es eigentlich NICHT-vegane Seile und NICHT-vegane Holzstühle?): Hört mich an! Die Sache ist nämlich die...
Die Idee, einen ausführlicheren Beitrag über Umweltfreundlichkeit in Verbindung mit Lesen zu schreiben, schwebt mir schon längst zirrt mir schon länger von einer Nervenbahn im Gehirn zur nächsten. Und oh, wie viele Nächte habe ich nicht mit Schokosoyamilch über meinen Notizen am Schreibtisch gesessen und wie viele Schatten meiner grübelnden Gestalt hat die IKEA-Energiesparlampe nicht an die Wand projiziert? Tatsächlich waren es gar nicht so viele, wir wollen es nicht überdramatisierten. Aber Tatsache ist: Umweltbewusster zu lesen ist eines dieser undankbaren Themen, bei denen immer genickt wird, wenn man es anspricht, aber über das man dann meist nicht viel mehr Zeit verschwendet. Veganismus und Vegetarismus sind ja mittlerweile stadtbekannte Hipster-Moden und du bekommst selbst in der Dorfgaststätte mittlerweile eine Auswahl an Essen, die über "großer Chefsalat" und "kleiner Chefsalat" hinausgeht. Aber Bücher und Umweltbewusstsein? Ja. Das ist so ein Ding.
Keiner hat so wirklich Lust, zu zählen, wie viele kleingehäckselte Bäume in seinem Schrank stehen (der auch aus kleingehäckselten Bäumen besteht - oh Gott, es wird immer schlimmer) oder wie viele Chemikalien oder Transportkosten er so durch das Leseverhalten auf dem Kerbholz hat.
Lesen ist etwas Schönes und Liebes und Bezauberndes und niemand - ich auch nicht - will die Magie davon zerstören, in dem jedes Mal beim Seitenumblättern irgendein Hippie hervorgekrochen kommt und dir "Bei der Herstellung dieses Buches wurden drei Amseln ihrer Heimat beraubt.", ins Ohr flüstert.
Aber wenn man ein Mal darüber nachgedacht hat - und herzlichen Glückwunsch, das habt ihr jetzt bereits - kommt man nicht mehr gänzlich um die Frage an sich selbst herum, inwieweit man denn tatsächlich der Umwelt durchs Lesen schadet und wie man - viel wichtiger - etwas dagegen tun kann.
Und genau dieser Frage will ich mit diesem Post ein wenig auf den Grund gehen. Nein, es geht hier nicht um Moral-Apostel oder Möchtegern-Weltretter, sondern einfach nur um Tipps und Tricks - manche sicher bekannter, andere nicht, die mir innerhalb der letzten paar Monate untergekommen sind und die an euch weiterzugeben, mir als etwas Gutes und Wichtiges erscheint. Also. Los gehts.
Sing' mir das Lied vom eBook
Bevor jetzt einige Hardcover- und Taschenbuch-Fanatiker (#RealBooksHavePages) schon wieder wegklicken: Keine Angst, niemand wird gezwungen, auf das Rascheln von Buchseiten zu Verzichten. Aber tatsächlich ist das Verzichten von Rascheln auf Buchseiten auch eine Möglichkeit, die man durchaus in Betracht ziehen kann. Ich gehe beim Thema Umweltschutz immer nach dem Motto: "Wenn es keinen Spaß macht, funktioniert es nicht." vor - deshalb: Wer keinen Spaß mehr an Büchern hat, wenn es eben keine "echten" Bücher sind, der sollte diesen Part einfach ignorieren und weiter nach unten gehen. Für euch machen eBooks schlicht und ergreifend keinen Sinn.
Aber für alle, die sich das Lesen mit eBooks durchaus vorstellen können: Willkommen, ihr könnt mit dem Lesen von eBooks der Umwelt tatsächlich etwas Gutes tun. Aber Vorsicht: Auch Reader brauchen Rohstoffe und Energie und ob es sich nun lohnt oder nicht, einen zuzulegen, - zumindest aus einem Umweltaspekt heraus - ist eine Frage, die man sich vorher durchaus stellen darf.
Ich habe dazu einen super Artikel von Bayern 1 gefunden, in dem genau das - das Lohnen und Nicht-Lohnen von Readern für die Umwelt - untersucht wurde. Ihr könnt den Artikel hier komplett lesen, aber zusammengefasst kommt er zu diesem Ergebnis:
"Unterm Strich gilt: Wer mehr als zehn Bücher pro Jahr liest, kann sich mit grünem Gewissen einen E-Book-Reader kaufen. Damit schlägt er die Ökobilanz der gedruckten Bücher deutlich. Je länger der Reader im Einsatz ist und desto mehr Bücher darauf geladen sind, desto besser für die Umweltbilanz."
Quelle: Bayern 1
Also. Reader ist nicht immer lohnend, weshalb es dieser - nicht gerade neue Punkt zum Thema Umweltschutz beim Lesen in die Liste geschafft hat - eben weil die umwelttechnisch negativen Aspekte (meiner Meinung nach) auch angesprochen werden müssen, damit man wirklich abwiegen kann. Einen Reader zu kaufen, der dann nur im Schrank liegt, tut der Umwelt nämlich letztendlich mehr Schaden als Gutes.
Zweites Zuhause für Bücher - Gebrauchthandel
Das klassische Second Hand-Kaufhaus
Gerade für die unter euch, die in größeren Städten leben, lohnt sich die Recherche nach Second Hand-Geschäften oder gar -Kaufhäusern sicher. Irgendwo geistert überall eins rum, wenn ihr nicht gerade aus der tiefsten deutschen Provinz kommt (wie ich). Größere Second Hand-Geschäfte haben meist auch eine ordentliche Abteilung mit Büchern, sowie DVDs, CDs und Platten oder was die Jugend von heute sonst noch so zur Freizeitbeschäftigung benutzt.
Seit ich nach Nijmegen gezogen bin (ein kleines Paradies für alle Fair-Trade-Fetischisten, übrigens) bin ich kein seltener Gast im städtischen Second Hand-Kaufhaus. Man findet immer was. Charles Darwins "Von der Entstehung der Arten" auf Deutsch (wir erinnern uns, ich lebe in den Niederlanden). Die ersten beiden Staffeln von Sex and The City. Schreibmaschinen. Klamotten (ein Rock, ein Gürtel, ein Kleid und ein Tuch für 13 € - ich war gestern sehr erfolgreich). Und alles, ohne der Umwelt zu schaden, weil ihr praktisch Kram recycelt.
Also: Es lohnt sich wirklich, mal Spaßeshalber eure Stadt in Verbindung mit Second Hand-Läden im Internet einzugeben. Mit ein bisschen Glück findet ihr auch eine Abteilung mit Büchern. Und wenn nicht dort, dann sicher bei Buchläden, Bibliotheken etc. pp., die meist auch bereits gebrauchte Bücher wesentlich günstiger wiederverkaufen.
INTERNET-TIPP Bonavendi
Für alle die trotz dessen kein Second Hand-Geschäft oder -Kaufhaus im Dunstkreis haben, gibt es natürlich noch andere Möglichkeiten, umweltfreundlich und günstig online Second Hand-Bücher einzukaufen. Über Bonavendi zum Beispiel.
Dieser Post ist eigentlich nur entstanden, weil mich bereits im April eine Mitarbeiterin von Bonavendi angeschrieben hat und mich auf die Seite aufmerksam machte, frei nach dem Motto: "Dein Blog ist cool, du hast mal was von Fairtrade erwähnt, hast du vielleicht Lust, dir unser Start-Up mal anzusehen?" und ja. Lust hatte ich. Aber erst mal Abitur, Umzug und Co., weshalb die Lust bis jetzt warten musste.
Das ist übrigens kein gesponserter Beitrag (das hätte ich sonst explizit geschrieben), sondern einfach nur ein Projekt, auf das ich aufmerksam gemacht wurde und das ich, ohne finanziellen Hintergrund, erwähnenswert fand.
Wir von Bonavendi haben es uns zur Aufgabe gemacht, der Wegwerfmentalität den Kampf anzusagen. Und zwar durch eine smarte und nachhaltige Form des Konsums: Den einfachen Kauf und Verkauf von gebrauchten Produkten zum Festpreis übers Internet, auch "Recommerce" genannt. Recommerce führt zu einem sinnvollen Wiederverwendungs-Kreislauf für gut erhaltene Gebrauchtartikel, durch den z.B. ein und das selbe Buch nacheinander von zehn verschiedenen Eigentümern gelesen werden kann, anstatt dass zehn Bücher gedruckt werden müssen.
Recommerce ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern hat auch eine gesellschaftliche Dimension. Recommerce-Handys, -Tablets oder -Bücher sind wesentlich günstiger als Neuware. So können auch einkommensschwächere Haushalte von diesen Produkten profitieren und werden nicht an den Rand der Gesellschaft gedrängt.
Quelle: Bonavendi Mission
Auf Bonavendi könnt ihr einfach einen Buchtitel, eine ISBN oder einen Barcode eingeben und dann - ähnlich wie bei Reisevergleichsportalen im Internet - Bücherpreise vergleichen. Das Besondere dabei ist, dass dabei nur Gebrauchtware bei Amazon, Medimops und Co. verglichen wird. Das schont also nicht nur eure Geldbörse, sondern auch die Umwelt (dieses Prinzip wird übrigens hier auf der Seite erklärt). Und solltet ihr mal keine Bücher kaufen wollen, sondern ans finanziell lohnende Loswerden denken, gibt es auf der Seite ebenfalls eine Funktion.
Die Seite ist übersichtlich gestaltet und durchaus mal einen Klick wert. Also. Schaut über diesen Link mal vorbei.
Fair-Tade Alternativen zu Amazon und Co.
INTERNET-TIPP Seedread
Vor einiger Zeit bin ich auf die Seite Seedread aufmerksam geworden, die sich - meiner Meinung nach - ein großartiges Ziel gesetzt hat. Bäume pflanzen mit Bücherverkauf, als Fair-Trade Alternative zu großen Online-Shops wie Amazon und Co. - das Prinzip ist dabei so simpel wie genial:
Für jeden Euro den du bei uns einkaufst, schützen wir gemeinsam mit dem BOS 10m² Regenwald.
Hier ein paar Beispiele:
10€ Einkauf = Schützt 100m² Regenwald
25€ Einkauf = Schützt 250m² Regenwald
50€ Einkauf = Schützt 500m² Regenwald
100€ Einkauf = Schützt 1.000m² Regenwald
Und so weiter….ne feine Sache wa?! :)
Quelle: seedread
Ich habe bereits den Selbsttest gestartet und eine Auswahl an Büchern über Seedread bestellt. Das Bezahlen ist tatsächlich über Amazon ein bisschen bequemer, weil einfach nur einloggen und fertig, aber bei Seedread war die ganze Geschichte schnell via Überweisung gelöst und deshalb kein Kunststück, vor allem, wenn man bedenkt, wie viel Gutes man tun kann. (Und dass man endlich eine Ausrede mehr hat, sich regelmäßig Bücher zuzulegen.)
Für alle, die jetzt mehr über die Seite, ihre Ziele etc. pp. erfahren wollen, lohnt sich auf jeden Fall mal ein Klick hier, beziehungsweise für die Link-Hasser das Lesen der nun folgenden Kursfassung, die ich mir von der Seite geborgt habe:
Schaut auf jeden Fall mal bei dem Seedread-Team vorbei, gemeinsam mit all den anderen Buchkauf-Süchtigen retten wir noch den kompletten Regenwald im Alleingang! Hier geht's zu Seedread.
Und sonst so?
Außerhalb von Internet und Co. gibt es natürlich noch viel mehr Möglichkeiten, umweltfreundlich zu lesen. Genau so einfach wie Sandkuchen backen. Also sehr.
Geht in Bibliotheken, leiht Bücher an Freunde oder leiht euch Bücher von Freunden, schaut einfach mal Spaßeshalber nach, ob die Bücher, die ihr lest, auf recyceltes Papier gedruckt wurden oder nicht. Im Endeffekt geht es nämlich eigentlich nur darum, dass ihr dieses Thema überhaupt auf den Schirm bekommt und ab und an daran denkt und damit allein die Welt im Kleinen schon selbst ein bisschen besser macht.
Bestes Beispiel ist meine Sprachkurs-Freundin Simone, von der ich vor vier Wochen das erste Mal etwas über "plastikfreies" Leben gehört habe. Also ein Leben ohne Plastik. Captain Obvious. Seit ich Simone kenne, bin ich viel sensibler gegenüber dem Thema "Verpackungsmüll". Ich würde nicht mehr auf die Idee kommen, meine Tomaten oder Gurken im Supermarkt in eine extra Plastiktüte zu packen und kaufe auch keine Plastiktüten mehr, sondern nehme lieber selbst Stoffbeutel mit. Wieso? Einfach, weil mich jemand darauf aufmerksam gemacht hat.
Es geht bei Umweltschutz nicht darum, tausend Dokumentationen zu schauen, Demos zu organisieren oder in einer Nacht und Nebelaktion Pinguine vom Stuttgarter Zoo zurück zum Südpol zu bringen. (Obwohl das alles mehr oder weniger lobenswert ist.) (Weniger, weil ja, ich bin auch kein Zoo-Fan und weigere mich, für Dinge wie Sea-Life Geld zu bezahlen, aber Pinguine zu klauen ist und bleibt kriminell. Also reißt euch zusammen, hier!) Umweltschutz ist nicht radikal, sondern vor allem etwas ganz Grundlegendes, das sich vielleicht im Laufe der Zeit zu etwas Größerem entwickeln kann.
Also fragt euch einfach selbst beim nächsten Buchkauf: Brauche ich das Umblättern oder gehen auch eBooks? Muss es Amazon sein oder geht auch Seedread? Nehm' ich eine Plastiktüte mit vom Buchhändler oder passt es vielleicht doch einfach so in die Tasche? - Fangt einfach an, darüber nachzudenken. Es lohnt.
Ich hoffe, dass euch dieser (durchaus etwas aufwendigere) Beitrag gefallen hat und vielleicht auch ein bisschen dazu inspirieren kann, selbst mehr auf umweltfreundlicheres Lesen zu achten. Wichtig ist am Ende natürlich immer der Spaß - aber den hat man ja schließlich mit einem Second Hand-Buch genauso wie mit einem gerade frisch gedruckten.
Solltet ihr übrigens selbst noch mehr Ideen, Internet-Tipps und Co. zum umweltfreundlichen Lesen haben, dann könnt ihr die gern in den Kommentaren teilen oder einfach selbst einen Beitrag darüber schreiben. Das Banner oben darf dabei gern verwendet werden, falls ihr kein eigenes machen wollt/könnt, es gehört vom Foto bis zur Nachbearbeitung mir, also kann ich es euch mit gutem Gewissen auch zur Verfügung stellen. Ich freue mich über jeden, der sich aktiv am Gespräch über Fairtrade Buchhandel beteiligt!
Solltet ihr übrigens selbst noch mehr Ideen, Internet-Tipps und Co. zum umweltfreundlichen Lesen haben, dann könnt ihr die gern in den Kommentaren teilen oder einfach selbst einen Beitrag darüber schreiben. Das Banner oben darf dabei gern verwendet werden, falls ihr kein eigenes machen wollt/könnt, es gehört vom Foto bis zur Nachbearbeitung mir, also kann ich es euch mit gutem Gewissen auch zur Verfügung stellen. Ich freue mich über jeden, der sich aktiv am Gespräch über Fairtrade Buchhandel beteiligt!
Liebe Grüße,
Antonia