Es ist mal wieder soweit: Der 24. Dezember ist da. Man kann viel über Weihnachten sagen und den Stress und/oder die Besinnlichkeit der Vorweihnachtszeit lieben und/oder hassen, aber letztendlich muss jeder selbst sein Weihnachten finden (oder was auch immer er feiert und mit wem und wie).
Ich bin Atheistin und deshalb gehe ich auch an Weihnachten nicht in die Kirche. Für mich ist Weihnachten ein Treffen mit meinen Lieben, ein Freude-machen und Lächeln-zaubern, Schokomänner, Vorfreude, Weihnachtslieder und lecker Kinderpunsch.
Ich würde gern sagen, dass ich jetzt nicht vorhabe einen Roman zu schreiben (aber das wäre gelogen, weil ich genau das vorhabe). Ich möchte nur nicht einfach "frohe Weihnachten" wünschen, weil viel zu viel passiert und passiert ist und passieren wird, was nicht froh war und nicht froh sein wird.
Es fällt mir ein bisschen schwerer als sonst, genau diesen Gedanken in Worte zu fassen. Und was tut man, wenn man nicht weiter weiß? Man zitiert Harry Potter. Und tatsächlich, dieses Mal trifft eine Stelle aus dem 7. Band genau das auf den Punkt, was ich euch sagen will:
"Rings um den Platz hingen bunte Lichterketten und in der Mitte stand etwas wie ein Kriegerdenkmal halb verborgen hinter einem windzerzausten Weihnachtsbaum. Es gab ein paar Läden, ein Postamt, einen Pub und eine kleine Kirche, deren Buntglasfenster wie glänzende Edelsteine über den Platz leuchteten.
Hier war der Schnee zusammengepresst, und er war hart und rutschig geworden, wo den ganzen Tag lang Menschen darübergelaufen waren. Leute aus dem Dorf kreuzte ihren Weg, für einen Moment angestrahlt von Straßenlaternen. Die Tür des Pubs ging kurz auf, und ein wenig Gelächter und Popmusik drang an ihre Ohren; dann hörten sie, wie in der kleinen Kirche ein Weihnachtslied angestimmt wurde.
»Harry, ich glaub, es ist Heiligabend!«, sagte Hermine.
»Tatsächlich?«" (HP7/S332/Z3-18)
Tatsächlich. Und wisst ihr, was das bedeutet? Das es Menschen gibt, für die der 24. Dezember ein ganz normaler Tag ist. Nicht, weil sie nicht unsere Tradition oder eure Religion teilen, sondern weil er das im Prinzip ist. Weil es für manche Menschen wichtigere Dinge gibt, schlimme Dinge, die sie davon abhalten diese Illusion des besonderen Tages oder der besonderen Nacht zu erschaffen.
Und auch, wenn das auf den ersten Moment nicht wirklich weihnachtlich und aufmunternd klingt und manche vielleicht sogar aufhorchen lässt ("Was?! Weihnachten ist Jesus' Geburtstag! Wie kann das nicht etwas Besonderes sein?!" - calm down. Weihnachten ist ein ehemals heidnisches Fest, auf das nur der Bequemlichkeit halber Jesus' Geburtstag gelegt wurde - der war wahrscheinlich irgendwann im Sommer oder im Frühling).
Aber ist das nicht eigentlich etwas Positives? Das wir Menschen aus nichts etwas machen können und uns Illusionen schaffen und Schönheit und Besinnlichkeit in etwas sehen, wo eigentlich gar nichts ist?
Denkt mal drüber nach.
Alles Liebe,
Antonia
Antonia, ich mag deine kritisch denkende Seite sehr.
AntwortenLöschen(Ich frage mich gerade nur, wie du zu dem Zitat aus Harry Potter gekommen bist? Also liest du das Buch gerade zufällig, oder ist dir diese Passage ganz besonders im Gedächtnis hängen geblieben?)
Ich bin zwar (noch) keine Atheistin, war aber auch nicht in der Kirche. Für mich ist Weihnachten ein Zusammenkommen mit der Familie, Lachen, Spaß haben, Geschenke (Freude) schenken,... Dennoch kommen mir immer mehr diese Gedanken: Warum das Ganze? Warum gerade an diesem Tag, an diesem Abend? Sollte es nicht eher so sein, dass man das ganze Jahr über schöne Zeiten mit seinen Liebsten verbringt? Das ganze Jahr über Freude schenken und gemeinsam lacht und Spaß hat? Warum soll man zwangsweise an diesem Abend eine schöne Zeit verbringen MÜSSEN? Warum wird das von allen erwartet? Ist das das nicht ein bisschen wie Theater spielen? Zwang? - Ich muss dir ehrlich sagen: wohler und freier fühl ich mich an ganz normalen Abenden, die ich mit meiner Familie entspannt verbringen kann...
Herzliche Grüße ♥,
Janine
Hallo Janine :)
LöschenDas freut mich aber ^^
Tatsächlich kam mir die Stelle einfach in den Sinn. Ich hatte mir ursprünglich wegen einer literarischen Weihnachtsfeier für die Schule Gedanken über diese ganze Thematik gemacht und beim Nachdenken fiel mir genau diese Passage wieder ein. Ich fand sie im Buch und im Film sehr berührend und wusste lange Zeit nicht genau, wieso, bis es mir zusammen mit diesem Gedanken bewusst geworden ist.
Da hast du wahrscheinlich recht. Es müsste eigentlich unsere Priorität sein im augenmerklich "Banalen" und "Normalen" das Besondere, Besinnliche und Schöne zu erkennen. Und wenn man sich Gedanken darüber macht, wird man das auch schaffen. Aber da ist eben der Punkt: Zu wenig Menschen machen sich Gedanken. Und vielleicht ist für genau diese nicht vorhandene Philosophie die ganze Festtags-Sache ganz vorteilhaft :)
Liebe Grüße & schöne Zeit,
Antonia ^^