Hallo meine Lieben!
Ich melde mich zu Beginn der Woche aus meinem mittelgroßen niederländischen Studentenstädtchen zurück. Und ich sitze - ja, ihr habt es erraten (oder auch nicht - keine Ahnung, was ihr so ratet) - im Bibliothekscafé und mache erst mal eine kurze Pause. Ab einem gewissen Punkt staut sich beim Arbeiten (gerade wenn man es schon seit 8 Stunden heute macht) so viel Luft im Kopf an, das man die erst mal bei einem Becher Kaffee und einer Kirschtasche rauslassen muss. Jedenfalls metaphorisch. Alles andere wäre ja irgendwie ein bisschen übertrieben. Genau dieser Umstand der Kaffee-Trinkenden Regelmäßigkeit ist es übrigens, der dem heutigen Post seinen Titel gibt. Ja, Kaffeepausenlabertasche, genau das war ich nämlich über die letzte Woche hinweg. Zumindest auf den Blog bezogen. Die meisten Posts, die ihr also seit Studienbeginn (und mit großer Wahrscheinlichkeit auch über die nächsten Wochen hinweg) von mir bekommen werdet, sind nämlich unter ähnlichen Bedingungen entstanden. Ich liebe Blogbeiträge in den Kaffeepausen. Ich schaff was und es entspannt ungemein. Wie Yoga, nur ohne ausgerenkte Gelenke. (Die eine Sache, die nämlich mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit passieren würde, würde ich Yoga machen. Ich habe mir in der siebten Klasse mal einen Wirbel bei einer Rolle rückwärts ausgerenkt, alle anderen Argumente sind irrelevant, das sagt einfach alles über mich bei sportlichen Betätigungen.)
Wie dem auch sei. Ich war die letzte Woche jedenfalls ziemlich oft in der Bibliothek. So oft, dass ich mittlerweile schon meine Stunden herunterschraube, wenn meine Freunde mich danach fragen, weil nein, ich habe kein Problem, ich liebe mein Studienfach. Also, ernsthaft. Das ist der ganze Trick. Ich bin nicht gut mit Selbstdisziplin, aber momentan fällt sie mir wirklich nicht schwer. Und nebenbei - Gott, Wunder - schlafe ich jeden Tag mindestens acht Stunden, habe wieder angefangen zu schreiben und mich letzte Woche drei Mal mit Freunden getroffen, was ebenfalls ungewöhnlich viel ist. Und ich weiß, ich wiederhole mich, aber kann man das fassen? Ich jedenfalls nicht. (Aber begeistert bin ich trotzdem - so kann es weiter gehen.)
(Neben mir ist gerade ein Typ aus einem Stillebereich rausgekommen, ungefähr 27, 28, Vollbart, geht mit einer extrem lieben - extrem lieben - Stimme ans Telefon "Ja, Mama? Nee, du, jetzt ist gerade schlecht. Ja, ich bin gerade in der Bibliothek. Ja, ich ruf dich heute Abend zurück." - Bemerkung am Rande: Es gibt nichts Schöneres als erwachsene Männer, die nett mit ihren Müttern reden und sie Mama nennen. Glauben an die Menschheit für heute Nachmittag restored. Leute, merkt euch das.) (Ich muss aufhören so auffällig über solche Dinge zu grinsen.) (Und dabei am Laptop zu tippen.) (#Suspicious) (Er hat sich eben mit "Tschaui" verabschiedet. Ich bin fertig. Es gibt noch Hoffnung da draußen. Es gibt noch Hoffnung, meine Freunde.)
Jedenfalls, wo war ich. Ach genau. Mir schlottern trotz allgemein positiver Stimmung gerade mental ein bisschen die Knie und zwar, weil morgen Mittwoch ist. Und nein, das hat nichts mit der Classic Confession-Frage zutun (die lässt bei mir eher weniger die Knie schlottern, sondern macht Spaß), sondern mit der Tatsache, dass ich morgen den ersten Beitrag auf dem Uniblog veröffentlichen werde. Er ist schon - ich weiß wirklich nicht, was mit mir in letzter Zeit los ist, ich sag's euch - seit gestern Nachmittag fertig geschrieben auf einer Computerdatei und ich habe auch schon genug Bilder aus der Bibliothek etc., um ein bisschen zu unterlegen und die Veröffentlichung morgen ist nur noch reine Formalität, aber Gott, das ist das erste Mal, dass ich für eine Schreibtätigkeit ein (sehr geringes) regelmäßiges Einkommen bekomme. Das ist noch ein bisschen anders als bei einem Wettbewerb, das ist ein echter Job. Also, ein kleiner. Aber ein echter. Und wie das eben so ist, stürzt es mich zwischendurch schon zum dritten Mal heute in eine mittelschwere Sinneskrise, die mit ungefähr diesem inneren Monolog verläuft: "Ist es gut genug? Ist es, was sie wollen? Ist das überhaupt wichtig? Ist es, was ich will? Was will ich eigentlich? Was mache ich hier? Wer bin ich? WAS IST DER SINN DES LEBENS?!?" - Ja. Genau. Ein Mal heute an der Ampel, ein Mal zwischendurch in der Vorlesung und jetzt gerade. Falls ihr irgendwo lesen solltet, dass eine 18 jährige deutsche Studentin in der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch in den Niederlanden spontan und ohne vorherige Anzeichen an einem Herzinfarkt gestorben ist, tja, dann könnt ihr dieses Mysterium anhand dieser Blogbeiträge lösen. Das bin ich und ich zweifle mein Leben an. Und dass ich mich hier in einem echt kritischen Zustand befinde, zeigt sich allein an der Tatsache, dass ich vor ein paar Zeilen die Wortgruppe - ich zitiere - "spontan und ohne vorherige Anzeichen" abgetippt habe, was mehr oder weniger ein Synonym und vollkommen sinnlos ist und aaaaaah. Ich werde heute kein Auge zutun können. Und das liegt nicht am Kaffee.
(Glücklicherweise wurde ich über die letzten zwei Stunden hinweg von einer Freundin mit südkoreanischen Tanzvideos und Abendessen abgelenkt - aus diesem Grund melde ich mich jetzt nach einer kurzen *räusper* nicht kurzen *hüstel* Schreibpause wieder zurück.) (Übrigens mit wesentlich weniger Herzrasen - es gibt also noch Hoffnung!)
Was ich die letzten Posts über immer vergessen habe zu erwähnen, mir aber irgendwie erwähnenswert vorkommt, ist die Tatsache, dass ich mir in einer Panik-Nacht-und-Nebel-Aktion die Haare abgeschnitten habe. (Und wer weiß, wie die Geschichte ausgegangen wäre, hätte ich neben meiner Papierschere - ja, Papierschere, ganz richtig gehört - noch einen Rasierer zur Hand gehabt.) Dafür, dass ich mir das YouTube-Tutorial nur zur Hälfte angeschaut und - ich erwähne es noch einmal - mit einer Papierschere geschnitten habe und keinen Spiegel für die Rückseite hatte, ist das Ergebnis wirklich gut geworden. Und eigentlich auch ohne all diese Sachen betrachtet ist es ganz gut geworden. Sieht ein bisschen punk aus, mit meiner leicht wilden, seit einiger Zeit zum Vorschein kommenden Naturwelle und mir wurde von mehreren Seiten "Oh, das hat der Friseur aber gut gemacht." gesagt und - glaubt mir - es gibt kein besseres Gefühl als darauf mit: "Das hab ich allein gemacht. Kein großes Ding.", zu antworten. Das macht mich irgendwie alles so viel verwegener als ich eigentlich bin. Herrlich.
(Das Haare-Abschneiden war übrigens der Auftakt zu meiner neuen "Ich kremple meine Ärmel hoch und mein Leben um"-Attitüde. Ich mag diese Attitüde. Sie tut mir gut. Aber das hatten wir bereits.)
Ich verabschiede mich jedenfalls jetzt noch für ein bisschen an den Schreibtisch (was ist das eigentlich für eine Satzkonstruktion? "für ein bisschen an den Schreibtisch" - Noch Kunst oder kann das weg?), General Introduction to Psychology und Academic Skills (Skillzzzzz - Okay, aufrichtige Entschuldigung dafür) rufen und nur die Harten komm' in den Garten und wer nämlich mit h schreibt ist dämlich und Sah ein Knab' ein Röslein steh'n. (Jetzt ist es offiziell, die Zeit, ab der ich nicht mehr schreiben sollte, wird auf 20:00 Uhr heruntergesetzt. Das ist ja hier ganz knapp vor der Grenze des seelisch und moralisch ertragbaren.) (Aber eben nur knapp. Ha!)
(Glücklicherweise wurde ich über die letzten zwei Stunden hinweg von einer Freundin mit südkoreanischen Tanzvideos und Abendessen abgelenkt - aus diesem Grund melde ich mich jetzt nach einer kurzen *räusper* nicht kurzen *hüstel* Schreibpause wieder zurück.) (Übrigens mit wesentlich weniger Herzrasen - es gibt also noch Hoffnung!)
Was ich die letzten Posts über immer vergessen habe zu erwähnen, mir aber irgendwie erwähnenswert vorkommt, ist die Tatsache, dass ich mir in einer Panik-Nacht-und-Nebel-Aktion die Haare abgeschnitten habe. (Und wer weiß, wie die Geschichte ausgegangen wäre, hätte ich neben meiner Papierschere - ja, Papierschere, ganz richtig gehört - noch einen Rasierer zur Hand gehabt.) Dafür, dass ich mir das YouTube-Tutorial nur zur Hälfte angeschaut und - ich erwähne es noch einmal - mit einer Papierschere geschnitten habe und keinen Spiegel für die Rückseite hatte, ist das Ergebnis wirklich gut geworden. Und eigentlich auch ohne all diese Sachen betrachtet ist es ganz gut geworden. Sieht ein bisschen punk aus, mit meiner leicht wilden, seit einiger Zeit zum Vorschein kommenden Naturwelle und mir wurde von mehreren Seiten "Oh, das hat der Friseur aber gut gemacht." gesagt und - glaubt mir - es gibt kein besseres Gefühl als darauf mit: "Das hab ich allein gemacht. Kein großes Ding.", zu antworten. Das macht mich irgendwie alles so viel verwegener als ich eigentlich bin. Herrlich.
(Das Haare-Abschneiden war übrigens der Auftakt zu meiner neuen "Ich kremple meine Ärmel hoch und mein Leben um"-Attitüde. Ich mag diese Attitüde. Sie tut mir gut. Aber das hatten wir bereits.)
Ich verabschiede mich jedenfalls jetzt noch für ein bisschen an den Schreibtisch (was ist das eigentlich für eine Satzkonstruktion? "für ein bisschen an den Schreibtisch" - Noch Kunst oder kann das weg?), General Introduction to Psychology und Academic Skills (Skillzzzzz - Okay, aufrichtige Entschuldigung dafür) rufen und nur die Harten komm' in den Garten und wer nämlich mit h schreibt ist dämlich und Sah ein Knab' ein Röslein steh'n. (Jetzt ist es offiziell, die Zeit, ab der ich nicht mehr schreiben sollte, wird auf 20:00 Uhr heruntergesetzt. Das ist ja hier ganz knapp vor der Grenze des seelisch und moralisch ertragbaren.) (Aber eben nur knapp. Ha!)
Liebe Grüße und habt noch restliche großartige dreieinhalb Stunden Dienstag,
Antonia
Wieder mal ein sehr schöner Bericht, auch wenn ich mit meinem Kommentar ein bisschen spät dran bin. Ich geh mal schwer davon aus, dass mit dem Uniblog alles gut gegangen ist. Wenn der Beitrag nur halb so gut und witzig ist wie dieser, dann sind sicher alle zufrieden :D
AntwortenLöschenDeine Frisur interessiert mich jetzt sehr. Ich habe mir letztens auch spontan die Haare abgeschnitten, aber die Reaktionen waren eher "Was hast du getan??? Oh naja, es sieht ja gar nicht so schlimm aus wie erwartet." Vielleicht hätte ich vorher auch ein (zumindest ein halbes) Tutorial angucken sollen?
Liebe Grüße!
Huhu :)
LöschenJa, mittlerweile ist der Post online und da mir noch niemand faules Gemüse an den Kopf geschmissen hat, gehe ich davon aus, dass er zumindest einigermaßen gut angekommen sein muss.
Du bist ironischerweise nicht die erste Person, die sich für meine neugestaltete Haarmähne interessiert, weshalb ich wahrscheinlich nächsten Dienstag einfach ein Bild von mir mit neuer Frisur hinzufügen werde, damit die Fragen nach dem genauen Aussehen ein für alle Mal beantwortet sind :D
Ja, ich denke es war am Ende auch bei mir mehr Glück als Verstand, aber okay, so ist das Leben eben manchmal. Genau mit diesem Hintergedanken bin ich ja auch gekommen und habe geschnippelt: Einfach Mal machen und schauen, was passiert. (Aber vielleicht empfiehlt es sich doch, das nächste Mal ein ganzes Tutorial anzugucken - und keine Papierschere zu benutzen - kann jedenfalls nicht schaden :D)
Liebe Grüße,
Antonia