9/13/2016

[Niederländisch für Anfänger - No. 12] "Kommilitonenschrumpfen"

Hallo meine Lieben!

Ich melde mich zu einer unchristlichen Uhrzeit zurück an diesem beginnenden Dienstag. Unchristlich übrigens primär weil, hey, seit wann haben Tagesabschnitte eigentlich eine Konfession? Und eigentlich weil es noch so früh ist, dass ich euch noch nicht mal sagen kann, ob der Tag schön, mittelschön oder chronisch entstellt wird, weil es immer noch rabenschwarze Nacht vor meinem Fenster (und eigentlich auch hinter meinem Fenster - aber ihr versteht, was ich meine) ist und das einzige, was an Lichtquellen heute schon aufgetaucht ist, der Schein von ein paar Straßenlaternen ist. Es ist noch vor sechs Uhr Morgens und das an einem Dienstag - was ist hier eigentlich los, Antonia?

Okay, dazu sollte man sagen, dass ich heute schon um acht an der Uni sein muss, was ja früh rechtfertigt, aber irgendwie nicht so früh. Dazu sei gesagt: Ich bin ein großes Mädchen und große Mädchen müssen ihren Abwasch selber machen und ihre Wäsche selber waschen und ihren Uni-Stoff selbst zusammenfassen und weil nach meinem Kurztrip nach Amsterdam am Wochenende eine ganze Menge davon liegengeblieben ist, kenne ich jemanden, der jetzt ein bisschen Selbstdisziplin an den Tag legen muss, damit zwischendurch die Blogposts nicht über die Kante gehen.

Der Trip war das natürlich absolut wert, versteht mich nicht falsch. Und ich könnte gleich wieder von dieser wunderbaren Stadt vorschwärmen, verweise aber an dieser Stelle erst mal auf meinen BOOKISH AMSTERDAM-Blogpost, in dem es primär um... na ja... Amsterdam für Buchliebhaber geht. Allgemeines Amsterdam kommt sicher irgendwann auch noch, aber da das hier ja irgendwie immer noch Buchblog ist, ist Amsterdam für Buchlieber sicher auch irgendwie rechtfertigbar. (Ist rechtfertigbar überhaupt ein Wort? Wahrscheinlich nicht. Sollte es aber werden, Leute, sollte es wirklich werden.)

Aber ich muss auch ganz ehrlich sagen, dass ich ein ganz kleines bisschen schlechtes Gewissen habe, dass ich mich am Samstag so vor den Uni-Verpflichtungen gedrückt habe. Es ist einfach sehr viel und zwischendurch muss man bei seinem Zeitplan aufpassen, dass man nicht vollkommen durchdreht. Soweit ich das übrigens mitbekommen habe, geht es mir nicht allein so. Gestern hab ich einen ehemaligen Sprachkurs-Klassenkameraden von mir in der Unibibliothek getroffen als ich gerade in meiner Pause Kaffee getrunken und Harry Potter gelesen habe (er darauf: "Haha, das ist aber nicht der Gleitman." - der Gleitman ist der kuschelige Spitzname für unser General Introduction to Psychology-Buch, mit dem man zumindest gewichtsmäßig ohne Probleme jemanden erschlagen könnte) und er meinte zu mir: "Du, ich glaub es haben schon an die 200 Leute im englischen Track aufgehört." - Ob es wirklich 200 sind. Das kann ich ehrlich gesagt selbst nicht so wirklich glauben. Aber klar, wir haben mit 600 Leuten angefangen, gestern wurde uns verkündet, wir sind noch etwas mehr als 400. Zumindest rechnerisch ist es also wahr. Aber 200 Leute? Wo sind die alle hin, zur Hölle? Nach den ersten zwei Wochen?? Ihr merkt also - hier wird aussortiert, ohne wirklich aussortiert zu werden. Die ersten Prüfungen kommen nämlich erst Mitte Oktober, dann wieder im Januar (da kommt Statistik, also das Angstfach der meisten Psychologie-Studenten) und danach werden mit großer Wahrscheinlichkeit noch mehr Leute gehen. Es bleibt also spannend. Jedenfalls ist mir dadurch gestern erst mal so grob bewusst geworden, dass ja... Dass schon einige aufgehört haben und es dabei sicher nicht bleiben wird. 

Ehrlich zu sein gibt mir das auch ein wenig Mut - und zwar nicht, weil offenbar einige Kommilitonen bereits nach den ersten zwei Wochen gescheitert sind. Sondern weil ich es nicht bin. Klar, der Studiengang verlangt schon einiges von dir und klar, man muss sich teilweise auch mit Sachen beschäftigen, von denen man nie dachte, dass sie ein Psychologie-Ding wären (gestern zum Beispiel erst Mal Aufbau des Ohrs - ja, wieso eigentlich nicht?) und ich dachte wirklich von vielen Dingen, dass sie ein Psychologie-Ding wären. Aber Aufgeben? Aufhören? So schlimm finde ich es auch wieder nicht. Der Trick ist dranbleiben, aufrappeln, wenn man mal einen Durchhänger hat und weiter machen, weiter machen, weiter machen. Es geht sowieso immer nur vorwärts und nicht zurück im Leben. (Und was mir übrigens auch ein bisschen Mut gegeben hat, war, als mein Sprachkurs-Klassenkamerad das ungefähr genauso wie ich gesehen hat mit dem kontinuierlich Dranbleiben und dann am Ende sagte: "Du, ich mach jeden Tag meine eineinhalb Stunden und das passt." und ich letzte Woche schon ein unheimlich schlechtes Gewissen hatte, weil ich teilweise mal nur eineinhalb Stunden gemacht habe. Offensichtlich bin ich zeitlich dann doch in der Streber-Liga. Na Gott sei Dank.) (Apropos: Petition, dass wir eine Streber-Liga gründen, das wäre klasse und etwas, womit ich mich sehr identifizieren könnte. Irgendjemand?)

Also obwohl ich mich gerade durch das bisherig "schwierigste" Thema für mich arbeite (schwierigste steht in Anführungszeichen weil es eigentlich nicht extrem schwierig ist, sondern halt nur ein bisschen Lernaufwand mit sich bringt, aber in vielerlei Hinsicht sehr Physik-orientiert ist und ich Physik immer extrem gern gemacht habe und deshalb auch bis zur zwölften Klasse hatte) und obwohl ich momentan wirklich viel machen muss (aber das wusste ich ja schon vor dem Studium) ist es nicht nur noch alles vollkommen im Bereich des Möglichen und nichts - an alle zukünftigen Psychologie-Studenten - wegen dem man sich nass machen muss und wie ihr vielleicht an der Kontinuität der Posts bemerkt habt, die im September bisher kamen: Man hat auch noch ein bisschen Freizeit, so ist es ja nicht. (Und klar, im Oktober, wenn es dann wirklich in die heiße Prüfungsphase geht, wird es sicher noch mal wesentlich stressiger, aber da ich vorerst vier Klausuren habe und ich mir sehr darüber bewusst bin, dass man in Deutschland nach dem vollen Semester meist in sieben schreibt und zwischendurch keine Aufteilung hat, kann ich mich da eigentlich auch nicht wirklich beschweren.)

Aber erst mal genug zum Studium und zu zwei anderen Aspekten, über die ich wirklich noch reden muss, bevor ich mich erst unter die Dusche und anschließend an den Gleitman schmeiße (sollte ich noch Zeit dafür haben). Erstens: Ich bin schon extrem excited (jaja, englische Worte in deutschen Sätzen sind blöd blablabla, aber ich studiere auf Englisch und das Switchen kann manchmal sehr anstrengend sein und es ist eine Alliteration und man lasse mir die kleinen Freuden des Lebens), weil die Tage jetzt langsam kürzer und kälter werden und kurzum: Es wird Herbst. Herbst ist meine Lieblingsjahreszeit. Im Herbst gibt es die schönsten Farben. Und Tee. Und den NaNoWriMo. Ich liebe den Herbst, echt. (Obwohl ich wirklich hoffe, dass es ein sehr, sehr trockener Herbst wird, was ich nicht glaube, weil so viel Glück hab ich nicht, und deshalb werde ich wahrscheinlich doch künftig ein bisschen über ihn fluchen, weil im Regen an die Uni ist jetzt nicht so bombe, um ehrlich zu sein. Regencape von IKEA hin, Regencape von IKEA her.) (Aber meistens liebe ich den Herbst, nicht vergessen!) Und zweitens: Ich habe letzte Woche im Niederländisch für Anfänger-Post erwähnt, dass ich mir selbst die Haare abgeschnitten habe und wurde jetzt bereits von mehreren Leuten gefragt, wie das jetzt eigentlich aussieht. Also, hier zwei Bilder aus Amsterdam:
























So, jetzt ist es raus. So sieht es aus, das Kind. Die Haare sind übrigens nicht nur kurz, sondern auch naturblond. Ich bin also keine dieser Fake-Blondinen, die die Reputation runterzieht. Und ich kann übrigens nicht Zwinkern, weshalb das zweite Bild mit reingekommen ist, weil ich mich über den Blick so kaputtlachen könnte. Aber hey, die Haare fallen schön. Und hätte ich das mit dem Zwinkern nicht erwähnt, wäre es wahrscheinlich auch niemandem aufgefallen. You're welcome.
(Ach ja: Es ist extrem schwer, ein ordentliches Bild von mir zu finden, weil ich a) entweder nicht lächle, weil melancholische Schriftsteller-Ehre zu verteidigen b) dumme Grimassen schneide, weil ich das immer noch am besten kann oder c) versuche zu zwinkern.)

Ich lasse euch ganz viele Grüße da und wünsche euch einen guten Start in den Dienstag. Bei mir ist die Sonne immer noch nicht aufgegangen, aber was nicht ist, kann ja schließlich noch werden. In diesem Sinne: Bis morgen zu den Classic Confessions.

Antonia

2 Kommentare:

  1. Beliebt ist bei Dozenten anfangs auch der Spruch: "Schaut nach links und nach rechts, diese Leute werdet ihr nie wieder sehen." Und in gewisser Weise haben die sogar recht. In meiner Wirtschaftswissenschaftsgruppe sind von Anfang 8 Leuten am Ende 4 übriggeblieben, wovon ich mit nur einem in Regelstudienzeit meinen Abschluss gemacht habe.
    Anfangs waren wir auch knapp 800 Leute, zum Ende hin haben sich vielleicht 200 (oder weniger) ihr Zeugnis abgeholt. Aber gut, viele haben auch ein paar Semester länger gemacht, deswegen wird die Zahl der letztendlichen Bachelor-Absolventen etwas höher sein.
    Ist aber trotzdem erstaunlich, was für eine Fluktuation herrscht. Gerade zu Anfang wurde bei uns kräftig ausgesiebt. Das einzig Gute daran war, dass man dann im Hörsaal wieder Platz hatte. Manche verschwinden ja auch nur in der Mitte des Semesters und sind kurz vor den Klausuren wieder da (also die Zeit, wo man ebenfalls Schwierigkeiten bekommt, einen Platz im Hörsaal zu ergattern).

    Ich finde es ja erstaunlich, wie konsequent du bist. Bei meinem ersten Studium habe ich während des Semesters NICHTS gemacht, außer die Folien auszudrucken. Kaum bis keine Tutoriumsaufgaben, ich war einfach nur körperlich anwesend. Erst in der Klausurenphase habe ich mich wirklich damit auseinandergesetzt. Was ziemlich stressig war. :D Jetzt bei Geschichte und Germanistik ist das ein wenig anders. Da mache ich die Tutoriumsaufgaben und bin nicht nur körperlich sondern auch geistig anwesend. :D Mich aber konsequent nach der Uni hinsetzen und so draufloslernen ohne Klausurenphase ist bei mir aber trotzdem eher Ausnahme als die Regel. Ich nehme es mir aber jedes Semester vor! :D

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    1. Huhu :)

      Ich muss zugeben, dass bei uns noch kein einziger Dozent so etwas gesagt hat - jedenfalls bisher noch nicht. Aber klar, unter der Hand ist es schon deutlich. Ich bin mir zwar nicht ganz sicher, ob tatsächlich 200 Leute "aufgegeben" haben (was ich mir eigentlich gar nicht vorstellen kann) oder ob manche doch im Nachrückverfahren in Deutschland reingekommen sind und dann lieber wieder zurück in die Heimat gegangen sind. Jedenfalls sind wir weniger und die Ausmaße haben mich - zugegebener Weise - schon ein bisschen schockiert.

      Ich bin eigentlich nicht wirklich konsequent (beziehungsweise: Ich war es in der Oberstufe nie :P) aber mir ist zugegebener Weise jetzt schon ziemlich klar, was ich mit und auch neben meinem Studium machen will. Und dass das nicht funktioniert, wenn ich mich nicht reinknie und organisiert an die Sache herangehe. Ich denke, dass das viel mit Motivation zutun hat und ich habe eine sehr große. (Nichtsdestotrotz hab ich natürlich auch mal einen Durchhänger und bin nicht permanent nur am Arbeiten :D) — Aber wie du bereits festgestellt hast: Es kommt auch auf's Studienfach an. Ich glaube, ich wäre mit Wirtschaft auch wesentlich unmotivierter als mit Psychologie. Psychologie ist einfach toll und unheimlich interessant.

      Wir werden aber noch sehen, inwiefern ich auch weiterhin ein vorbildlicher Student werde und mein Zeug weiter ordnen kann. Ich halte auf dem Laufenden :D

      Liebe Grüße,
      Antonia

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Danke, dass ihr durch eure Kommentare aktiv zum Training von Antonias Sprunggelenken beitragt. Sollte sie nach eurem Kommentar länger nichts posten, liegt es nahe, dass sie sich beim Rückwärts-Flick-Flack nach dem Entdecken einen Wirbel ausgerenkt hat.

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